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Relevant heißt nicht gut bezahlt
Marie Frank hat gute Gründe, am Frauen*kampftag zu demonstrieren
Es gibt viele Gründe, zu einer der zahlreichen Veranstaltungen am heutigen internationalen Frauen*kampftag zu gehen - zu viele. So kann von einer Selbstbestimmung von Frauen über ihren eigenen Körper keine Rede sein, solange Abtreibungen in Deutschland als Straftat gegen das Leben gelten und Ärzt*innen, die über Schwangerschaftsabbrüche aufklären, strafrechtlich verfolgt werden. Auch hat häusliche Gewalt gegen Frauen* und Queers in der Pandemie Hochkonjunktur. Und noch immer verdienen Frauen* deutlich weniger, wie der Equal Pay Day zeigt, der in diesem Jahr zwei Tage nach dem Frauentag stattfindet. 19 Prozent verdienen Frauen* in Deutschland im Schnitt weniger als ihre männlichen Kollegen, in Berlin sind es 14 Prozent. Das heißt, dass wir bis zum 10. März umsonst arbeiten, während Männer seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.
Das liegt auch daran, dass sogenannte »Frauenberufe« im Sorge- und Pflegebereich prinzipiell schlechter bezahlt sind. Sie wurden zwar in der Pandemie als »systemrelevant« eingestuft, das hat sich aber noch lange nicht auf dem Lohnzettel niedergeschlagen. Auch an den unhaltbaren Arbeitsbedingungen etwa in der Pflege hat sich dadurch nichts geändert. »Wie in allen ›Frauen*berufen‹, werden den Fachpersonen Kompetenzen abgesprochen und die hochkomplexe Arbeit und das dafür notwendige Fachwissen weder gesehen noch gewürdigt«, kritisiert Silvia Habekost vom Berliner Bündnis Gesundheit statt Profite.
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Unter dem Motto »Wir kriegen die Krise!«, tragen daher mehrere feministische und gesundheitspolitische Gruppen um 11 Uhr am Invalidenpark ihre Forderungen nach einer Anerkennung und gerechten Bezahlung sowie geschlechtergerechten Verteilung von Sorge- und Pflegearbeit auf die Straße. Denn der Gender-Care-Gap öffnet sich in der Krise massiv. Diese Retraditionalisierung muss entschieden bekämpft werden - und zwar nicht mit Blumen, sondern mit Taten.
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