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»Bild«-Chef im medialen Fokus
Mehrere Mitarbeiter sollen laut »Spiegel« Julian Reichelt Machtmissbrauch vorwerfen
Die »Bild«-Zeitung ist bekannt dafür, gerne auszuteilen und es mit den ethischen Standards in der Branche nicht immer so genau zu nehmen. Journalistische Grenzverletzungen oder Verstöße gegen den Pressekodex werden regelmäßig in der Öffentlichkeit diskutiert. Während das Spitzenpersonal des Axel-Springer-Verlags mit den Medienskandalen offenbar ganz gut leben kann, geriet nun am Internationalen Frauentag Julian Reichelt, der Chefredakteur des Boulevardblattes, selbst in die Kritik. Dem Spiegel zufolge muss sich der 40-Jährige in einem »Compliance-Verfahren« innerhalb des Axel-Springer-Verlags verantworten.
Rund ein halbes Dutzend Mitarbeiterinnen hatte sich laut der Zeitschrift bei dem Medienhaus beschwert und mehrere Vorfälle aus den vergangenen Jahren angezeigt. Es soll um Vorwürfe von Machtmissbrauch und die Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen gehen, in einzelnen Fällen auch um Nötigung und Mobbing. Der Branchendienst Meedia spricht dagegen von einem »Kreis von mehr als zehn weiblichen wie männlichen Personen«. Springer hat den Berichten zufolge eine externe Kanzlei eingeschaltet, um die Anschuldigungen aufzuklären.
Der Journalist Marcus Engert berichtete, dass er aus dem »Bild-Inneren« gehört habe, dass Mitglieder der Chefredaktion Leute auffordern würden, »Pro-Reichelt-Durchhalte-Posts zu liken und zu teilen«. Mitarbeiterinnen seien »fassungslos«. Andere würden die Spiegel-Berichterstattung dagegen als »Schund« bezeichnen. Auf »nd«-Nachfrage heißt es vom Axel-Springer-Verlag lediglich: »Zu internen Vorgängen äußern wir uns grundsätzlich nicht.«
Reichelt begann seine journalistische Karriere 2002 als Volontär bei der Bild. Er berichtete aus Krisengebieten, 2014 wurde er Chefredakteur des Internetablegers. 2017 übernahm er als Nachfolger von Kai Diekmann die redaktionelle Gesamtverantwortung.
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