Wirtschaftskrise glimpflicher als erwartet

Berliner Bruttoinlandsprodukt schrumpft weniger als im Bundesdurchschnitt

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Berliner Wirtschaftsleistung ist im Coronajahr 2020 um 3,3 Prozent zurückgegangen. Das ergibt eine vorläufige Berechnung des Landesamtes für Statistik Berlin-Brandenburg, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Dies ist der erste Rückgang in der Hauptstadt seit 2012. Im Bund sank das Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt im Vergleich zu 2019 deutlich stärker - um 4,9 Prozent.

»Die Berliner Wirtschaft ist krisenfester, denn sie steht inzwischen auf mehreren Standbeinen«, freut sich Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Insgesamt traf Corona die Berliner Wirtschaft dreimal härter als die Finanzkrise 2008/2009, die einen Rückgang um 1,1 Prozent zur Folge hatte.

Besonders deutlich um 12,4 Prozent ging die Wirtschaftsleistung im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe zurück. »Katastrophal« nennt das Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin.

Als »Anker der Wirtschaft« erwiesen sich laut Eder in der Krise Industrie und Digitalwirtschaft. Im produzierenden Gewerbe sank die Leistung um vergleichsweise moderate 1,8 Prozent. Brüche in den weltweiten Lieferketten hätten allerdings dazu geführt, dass die exportstarke Industrie im vergangenen Jahr deutlich weniger Aufträge erhielt, so Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB).

Es gab auch Profiteure der Krise, wie die Bereiche Information und Kommunikation, deren Wirtschaftsleistung um 1,6 Prozent gestiegen ist. »Durch Homeoffice und die Nutzung digitaler Plattformen konnte deutlich mehr Hard- und Software verkauft werden«, erläutert Amsinck. Als einen Grund für das sogar 6,9-prozentige Wachstum im Finanz- und Versicherungssektor nennt er »die stark nachgefragten Dienstleistungen von Steuerberatern im Zusammenhang mit Corona-Förderanträgen«.

»Um wieder schwarze Zahlen schreiben zu können, brauchen wir eine konsequent umgesetzte Impfkampagne und verantwortungsbewusst eingehaltene Hygieneregeln«, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder. »Wir brauchen eine Wachstumsstrategie für die Metropolregion Berlin-Brandenburg nach der Krise«, so Eder weiter.

»Aktuelle Prognosen lassen hoffen, dass sich die Wirtschaft im laufenden Jahr spürbar erholt. Bundesweit steigen die Exporterwartungen, auch das Geschäftsklima hellt sich auf«, erklärt UVB-Mann Christian Amsinck.

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