Nah an der Katastrophe

Borussia Dortmund ist nach der Niederlage gegen Frankfurt in der Champions League gefordert

  • Oliver Mucha, Manchester
  • Lesedauer: 2 Min.

Als Borussia Dortmunds Fußballer die edlen Auswärtsanzüge für die Champions League zum wohl letzten Mal für längere Zeit aus dem Schrank holten, hallte der Anpfiff vom Boss noch in ihren Ohren. »Ich habe die Mannschaft immer in Schutz genommen. Aber für das Auftreten im Spiel gegen Eintracht Frankfurt kann ich das nicht mehr machen. Das ist eine Willensfrage, und da hat mich die Mannschaft maßlos enttäuscht«, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor der unlösbar erscheinenden Aufgabe bei Manchester City.

Die Stimmung vor dem Viertelfinalhinspiel beim Starensemble von Pep Guardiola an diesem Dienstag ist explosiv, nicht nur Watzke riss nach der 1:2-Niederlage gegen Frankfurt der Geduldsfaden. »Auf die Europa League habe ich keinen Bock«, schimpfte Nationalspieler Emre Can. Doch an die erste Saison ohne Königsklasse seit sechs Jahren wird sich der BVB bei sieben Punkten Rückstand und noch sieben ausstehenden Spielen wohl gewöhnen müssen - mit allen Folgen. »Logischerweise hat das finanzielle Konsequenzen, und es kann sein, dass man einen nicht kaufen kann, den man haben will, und einen verkaufen muss, den man halten will«, sagte Mats Hummels.

Der Abwehrchef dürfte dabei in erster Linie an die Jungstars Erling Haaland und Jadon Sancho, der weiterhin verletzt ausfällt, gedacht haben. Zuletzt hatten Besuche von Berater Mino Raiola und Haalands Vater Alf-Inge bei mehreren europäischen Spitzenklubs für Aufsehen gesorgt. Doch eine Ausstiegsklausel von 75 Millionen Euro gilt erst im Sommer 2022. »Es gibt keinen Alternativplan«, sagte Watzke. Doch die norwegische Urgewalt will sich mit den Besten messen. Eine Spielzeit ohne Königsklasse? Eigentlich undenkbar. Ein Hintertürchen bietet der laufende Wettbewerb: Mit einem Triumph in der Champions League hätte die Borussia das Ticket für die neue Saison gelöst.

Das Duell im ersten Viertelfinale seit vier Jahren mit der Siegmaschine Manchester City dämpft allerdings die Hoffnungen. Mit dem derzeit überragenden ehemaligen Dortmunder Ilkay Gündoğan hat City 26 der vergangenen 27 Pflichtspiele gewonnen. Watzke wies die Spieler daher auf die Chance der klaren Rollenverteilung hin. »Ich hatte nie das Gefühl, dass unsere Mannschaft besonders demütig ist. Es ist eine ganz interessante Konstellation, denn du kannst eigentlich nur gewinnen«, sagte der 61-Jährige. »Wenn du sie rausschmeißt, ist es natürlich eine Weltsensation. Demzufolge hast du als Spieler an so was Spaß.« Die möglichen Konsequenzen eines Ausscheidens begleiteten die BVB-Spieler aber beim Abflug am Ostermontag. »Nicht die Champions League zu erreichen, wäre sportlich und finanziell eine Katastrophe. Da sind wir nah dran«, sagte Hummels. SID/nd

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