Auf dünnem Eis

CDU will Claudia Pechstein gegen Gregor Gysi kandidieren lassen

Wenn Gregor Gysi in Berlin für den Bundestag kandidierte, dann gewann er seinen Wahlkreis – erst drei Mal in Marzahn-Hellersdorf, dann vier Mal in Treptow-Köpenick, wo er am 26. September erneut antritt. Die CDU will dort gegen ihn die fünffache Olympiasiegerin Claudia Pechstein ins Rennen schicken und setzt dabei »auf Sieg«, wie der Kreisvorsitzende Maik Penn sagt – und sich damit auf dünnes Eis begibt. Über die 5000 Meter stellte die in Ostberlin geborene Eisschnellläuferin bei den Olympischen Spielen in Nagano 1998 einen Weltrekord auf. Keine deutsche Wintersportlerin sammelte insgesamt mehr Medaillen als sie. Nun muss sie sich auf einen heißen Wahlkampfsommer gefasst machen.

»Claudia Pechstein ist mir, was Ausdauer, Tempo und Leidenschaft beim Laufen betrifft, derart überlegen, dass ich nicht einmal die Andeutung einer Chance hätte, sie zu besiegen«, gesteht der 73-jährige Gysi. Fügt aber listig hinzu: »Andererseits habe ich von einem Gerücht gehört, dass ich eine Idee mehr von Politik verstehen soll.« Wie dem auch sei, schmunzelt der Linke-Politiker, er freue sich auf den Wettbewerb mit der mit 49 Jahren immer noch aktiven Leistungssportlerin.

Ob es dazu kommt, steht nicht hundertprozentig fest. Gysi ist bereits nominiert, Pechstein noch nicht. Agrarministerin Julia Klöckner habe die Lust der Athletin auf die Politik geweckt, sagt CDU-Kreischef Penn. »Mehr Frauen und Seiteneinsteiger tun dem Parlament und der Union gut«, meint er.

Pechstein selbst sagt: »Meine sportlichen Erfolge habe ich nicht nur für mich erkämpft, sondern auch für Deutschland.« Sie habe Unterstützung von den Menschen auch in Krisen erfahren und wolle etwas zurückgeben. 2009 war sie des Blutdopings verdächtigt und zwei Jahre gesperrt worden. Später bescheinigten Experten, dies sei ein Fehlurteil gewesen. Wahlen gewonnen hat Pechstein durchaus schon. Die nd-Leser kürten sie 2002 und 2015 zur Sportlerin des Jahres.

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