Verdächtiger

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Dass sich die Geldwäsche-Vorwürfe gegen Chris Vogelzang auf seine Zeit beim alten Arbeitgeber ABN Amro beziehen und nicht auf die Tätigkeit bei der Danske Bank, dürften viele zunächst überlesen haben. Zumindest kamen die Vorwürfe für den Chef des dänischen Geldinstituts selbst unverhofft: »Ich bin sehr überrascht von der Entscheidung der niederländischen Behörden«, sagte Vogelzang am Montag bei seinem Rücktritt vom Chefposten der Danske Bank. Er habe ABN Amro vor mehr als vier Jahren verlassen, sein Status als Verdächtiger bedeute nicht, dass er angeklagt werde.

Der Volkswirt kam erst im Juni 2019 zur Danske Bank, zuvor war er zwei Jahre lang als Berater für die Boston Consulting Group und Blackstone tätig. Damals stand das dänische Geldhaus im Zentrum eines der größten Geldwäscheskandale Europas. Zwischen 2007 und 2015 sollen über seine Filiale in Estland 128 Milliarden Euro an russischem Schwarzgeld gewaschen worden sein. Natürlich kostete dieser Skandal den damaligen Chef der Bank, Thomas Borgen, den Posten. Man ließ sich bei der Suche nach einem Nachfolger Zeit. Schließlich sollte der nicht nur Erfahrung in der Branche haben, sondern über jegliche Geldwäsche-Verdächtigungen erhaben sein. Die Verantwortlichen meinten, in dem 58-jährigen Vogelzang einen geeigneten Kandidaten gefunden zu haben.

Nur zu dumm, dass die ABN Amro, in deren Vorstand Vogelzang von 2009 bis 2017 saß, offenbar auch Dreck am Stecken hatte. Sie habe als »Torhüter mit Blick auf den Kampf gegen Geldwäsche« von 2014 bis 2020 versagt, erklärte die Bank am Montag bezüglich eines Bußgeld in Höhe von 480 Millionen Euro, das sie zahlen muss. Seinen Rücktritt will Vogelzang natürlich nicht als Schuldeingeständnis sehen. Er wolle nur nicht, dass »Spekulationen« über seine Person der Entwicklung der Danske Bank im Wege stehen, druckste der Niederländer herum.

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