Eskalation wie seit Jahren nicht
Gespannte Lage in Jerusalem nach hartem Vorgehen der Polizei
Jerusalem. Hunderte verletzte Demonstranten, darunter zahlreiche Minderjährige, sind die Bilanz der schwersten Zusammenstöße seit Jahren zwischen Palästinensern und israelischer Polizei in Ost-Jerusalem am Wochenende. Mit Wasserwerfern, Gummigeschossen und Blendgranaten waren die Sicherheitskräfte vor allem in der Altstadt und im Ost-Jerusalemer Stadtteil Scheich Dscharrah gegen Menschen vorgegangen, die dort in der Nacht zum Sonntag teils gewaltsam gegen drohende Zwangsräumungen palästinensischer Familien protestierten. Bereits am Abend zuvor hatte es Zusammenstöße auf dem Tempelberg und in anderen Teilen Ost-Jerusalems gegeben. Die israelische Polizei, welche die Zugänge zum Tempelberg bewacht, machte für die Eskalation »hunderte Randalierer« verantwortlich, die die Beamten mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern bewarfen.
Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist sowohl im Islam als auch im Judentum als Heiligtum von größter Bedeutung. Der Ausbruch der Gewalt fällt mit dem islamischen Fastenmonat Ramadan zusammen. Dabei entlädt sich neben der Wut auf die israelischen Besatzer auch die über die soziale Misere und die Benachteiligung der Palästinenser in der Coronakrise.
Israels Premier Benjamin Netanjahu nannte das Handeln der Polizei »verantwortungsvoll«. Die radikalislamische Hamas rief die Palästinenser auf, bis zum Ende des Ramadan am Donnerstag am Tempelberg auszuharren. Zugleich drohte sie mit Angriffen, sollte Israels Oberster Gerichtshof die Zwangsräumungen zugunsten jüdischer Siedler genehmigen. »In Anbetracht der Umstände und auf Antrag des Generalstaatsanwalts« wurde die für Montag angesetzte Verhandlung abgesagt, wie das israelische Justizministerium am Sonntag mitteilte. Der Termin soll nun innerhalb eines Monats nachgeholt werden. nd Seiten 6 und 8
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