Neue Erleichterungen benachteiligen Kinder

Diskriminierungen in der Corona-Pandemie kritisiert - Intensivmediziner sehen Ende der dritten Corona-Welle

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes hat den Umgang der Politik mit Kindern in der Corona-Pandemie scharf kritisiert. »Die Kinder werden ohnehin benachteiligt und diskriminiert schon in dem gesamten Verfahren, das wir haben, seitdem es diese Pandemie gibt«, sagte Heinz Hilgers am Montag im Deutschlandfunk. Die neuen Erleichterungen für Geimpfte und Genesene würden Kinder erneut benachteiligen. Dass Kinder verpflichtend getestet würden und Erwachsenen nicht, stehe »in einem Ungleichverhältnis«. Dass die Infektionszahlen bei Kindern anstiegen, sei logisch. »Jedes Kind wird verpflichtet, das zur Schule geht oder Kita, sich zweimal die Woche testen zu lassen. Wenn Sie das im Bereich der Wirtschaft machen würden, hätten Sie ganz andere Zahlen«, sagte Hilgers. Er forderte, dass die über 12-Jährigen bis zum Ende der Sommerferien geimpft werden könnten, damit danach wieder normalerer Unterricht stattfinden könne.

Mit Blick auf die Ferien sagte er: Es brauche eine »riesige Kraftanstrengung« gemeinsam von Bund, Ländern, Gemeinden und freien Trägern, um vor allem für benachteiligte Kinder ein Ferienprogramm auf die Beine zu stellen. Kinder zeigten bereits Zeichen, dass sie von der Pandemie stark belastet seien. »Wir müssen jetzt entgegensteuern«, sagte er.

Unterdessen haben sich führende Intensivmediziner angesichts sinkender Infektionszahlen zuversichtlich geäußert. »Wir befinden uns auf einer abschüssigen Zielgeraden«, sagte der wissenschaftliche Leiter des Divi-Intensivregisters, Christian Karagiannidis, der »Rheinischen Post«. Die dritte Welle sei gebrochen, die Lage auf den Intensivstationen werde sich voraussichtlich bis Ende Juni entspannt haben. Er forderte jedoch besondere Vorsichtsmaßnahmen für Flugreisende aus weiter entfernten Ländern. Grund für die positive Entwicklung seien insbesondere die verhängten Maßnahmen und die Fortschritte bei der Impfkampagne in der Altersgruppe der über 50-Jährigen. »Wenn diese Gruppe einen Impfschutz hat, ist der Spuk vorbei.«

Hamburgs Sozial- und Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) hat die Aufhebung der Corona-Notbremse ab Mittwoch angekündigt. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde lag die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen am Montag den fünften Werktag in Folge unter 100. Gemäß dem Infektionsschutzgesetz würden die besonders scharfen Coronaregeln am Mittwoch um Mitternacht außer Kraft treten. Der Senat will den Hamburgern erlauben, sich nachts wieder auf der Straße frei zu bewegen. Ferner dürfen bis zu zehn Kinder im Freien gemeinsam Sport treiben und auf Spielplätzen müssen keine Masken mehr getragen werden.

Nur Leuchttürme reichen nicht. Stefan Otto zweifelt an den geplanten Nachhilfeprogrammen

Thüringen startet einen Testlauf zum elektronischen Nachweis für Corona-Impfungen. Ein elektronisches Impfzertifikat soll von Mittwoch an über das Terminvergabeportal »www.impfen-thueringen.de« abrufbar sein, so die Kassenärztliche Vereinigung (KV) am Montag. Dies betreffe all jene Menschen, die sich in den regionalen Impfstellen und den großen Impfzentren des Landes gegen Covid-19 immunisieren lassen, sagte der Leiter des KV-Pandemiestabs, Jörg Mertz. Das Zertifikat könne per QR-Code auf dem Smartphone ausgelesen werden, es lasse sich aber auch ausdrucken. Thüringen testet den elektronischen Impfnachweis in einem Pilotprojekt, an dem auch Brandenburg beteiligt ist. Agenturen/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal