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Spahns Pandemie-Spaßpark

Kurt Stenger über die Probleme mit der Covid-Impfstoff-Freigabe

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn präsentiert sich derzeit wie der Direktor des Corona-Volksfestes. Ob in die Geisterbahn der Impfzentren, das Ärzte-Karussell oder die Betriebsachterbahn – alle ab zwölf Jahre lässt er nun rein. Und spätestens nach dem zweiten Piks, so das Versprechen des CDU-Politikers mit Blick auf die Bundestagswahl, winkt der Schießbudenhauptgewinn: Freizeitvergnügungen, die durch keine Hygienemaßnahmen getrübt sind.

Doch Spahns Spaßpark ist eher ein Irrgarten. Das hat weniger damit zu tun, dass die Schlangen vor den Impfstoffvergabestellen zu lang sind und sich deshalb Unzufriedenheit breitmacht. Das Hauptproblem ist, dass auch diejenigen ewig anstehen müssen, für die die Corona-Pandemie eine potenziell todernste Angelegenheit ist. Dies darf nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn die Infektionszahlen dank der Maßnahmen und der warmen Jahreszeit stark sinken. Die zu immunisieren, denen die Intensivstation droht, sollte vordringlich bleiben. Und vor allem müsste sich die Politik mehr Gedanken machen, wie man die vielen Leute in den Risikogruppen erreichen kann, die sich erst gar nicht in die Impf-Schlangen einreihen. Sonst könnte es ab Herbst in einzelnen Gegenden neue Ausbrüche geben.

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