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Klimaanpassung: Nicht freiwillig und zum Nulltarif
Die Mahnungen anlässlich der Hitzewelle sollten nicht folgenlos bleiben
Es ist ein regelmäßig wiederkehrendes Trauerspiel: Wenn sich eine Hitzewelle durchs Land schiebt, wird viel über unzureichende Schutzmaßnahmen und die Verantwortung der Politik geredet. Danach ist alles schnell wieder vergessen, und die Kommunen werden mit dem Aufstellen von Hitzeaktionsplänen weitgehend alleingelassen. Noch immer geht es zu sehr um individuelle Verhaltensanpassung: Die zahllosen Gesundheitstipps und die eilends eingerichteten Hotlines der Krankenkassen sind wichtig – aber insbesondere Bürger aus vulnerablen Gruppen sind kaum in der Lage, entsprechend zu handeln.
Die Häufung von Hitzetagen im Zuge des Klimawandels ist längst Realität und führt zu einer fast trivialen Rechnung: Es braucht umso mehr Einsatz für Anpassung an Hitze, Dürre und Überschwemmungen, je mehr man den Klimaschutz schleifen lässt. Genau danach sieht es aus: International bremsen rechte Regierungen, die EU-Kommission bereitet ein löchriges Zwischenziel für 2040 vor, und in der Bundesregierung wird sogar die bisherige nationale Vorgabe infrage gestellt.
Und wie ist es um die Mammutaufgabe der Anpassung bestellt? In vielen Kommunen geht es schon beim Hitzeschutz zäh voran, und der Bund hält sich mit Fördermitteln zurück. Beim Wohnungsbau-Turbo besteht sogar die Gefahr von noch mehr Flächenversiegelung, ohne ans Grün und die Beschattung zu denken. Es braucht nicht weniger, sondern mehr Vorschriften und mehr Geld im Bereich Klimaschutz und -anpassung sowie einen Staat, der in enger Kooperation mit willigen Bürgern handelt. Da es dabei miserabel aussieht, kommt eine weitere triviale Rechnung ins Spiel: Die Schadensrechnung und die Todeszahlen werden steigen.
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