Spinner gibt es immer wieder

Andreas Fritsche über Anhänger von Verschwörungsmythen

Es ist nach meiner Erfahrung ein Fehler, sogenannte Verschwörungsideologen pauschal in die Schublade »Rechtsextremist« einzusortieren. Ich kenne persönlich einige esoterisch Abgedrehte und auch Menschen, die wahnhaft an angeblich detailliert ausgeheckte Pläne zur Unterjochung der Weltbevölkerung glauben. Diese Leute sind ganz gewiss keine Neonazis - im Gegenteil! Sagen wir es ganz offen: Spinner gibt es in allen politischen Richtungen, und auch die linke Szene ist mit ihnen reichlich versehen.

Ich habe jetzt aber eine Ahnung, was zu dem Schubladendenken beigetragen haben könnte. Wie am späten Dienstagnachmittag bei einer Veranstaltung des Potsdamer Landtags zu erfahren war, haben Institutionen, die Angehörige von Verschwörungsideologen beraten möchten, kaum Aussicht auf Fördergelder, wenn sie ihr Engagement nicht mit dem Etikett »Kampf gegen Rechts« versehen. Dabei ist das eine bedauerliche Einengung. Denn dies schreckt Leute ab, sich an die Beratungsstellen zu wenden, wie der Wissenschaftler Michael Butter richtig bemerkt. Die sagen sich dann: »Meine Tante erzählt komische Sachen, aber die ist doch kein Nazi!«

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Selbstverständlich sind jede Menge Faschisten unter den Verschwörungsideologen, und so mancher, der beteuert, kein Rassist zu sein, klopft rassistische Sprüche.

Aber was sage ich denen, die aus linker Perspektive meinen, was schlecht ist an unserer Welt und was zur Rechtfertigung der bedauerlichen Zustände in einigen Leitmedien zu lesen steht, beruhe auf Geheimbündelei? Ich sage: Das funktioniert ganz anders. Es hat ökonomische und soziale Ursachen. Niemand muss dazu Anweisungen erteilen. Es geschieht quasi im Selbstlauf. Ich empfehle, Marx und Engels zu lesen, statt obskure Internetseiten. Ob es am Ende hilft, vermag ich nicht zu sagen. Ich befürchte nein.

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