Ausgetrocknete Springquellen

Simon Poelchau über Kapitalismus und Klimawandel

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Vom Klimawandel sprach im 19. Jahrhundert noch niemand. Trotzdem ist die These von Karl Marx aktueller denn je, dass die kapitalistische Produktionsweise die »Springquellen alles Reichtums« untergrabe, nämlich die Erde und die Arbeiter. Auch wenn Marx mit der Erde eher an die industrielle Landwirtschaft dachte, so zeigt der Berichtsentwurf des Weltklimarats eindeutig, mit welch drastischen Folgen im Kapitalismus Raubbau an Mensch und Natur betrieben wird.

Die Geschichte des Kapitalismus ist auch eine Geschichte der fossilen Energieerzeugung. Sie begann mit der Dampfmaschine und Lokomotive und hat auch im 21. Jahrhundert noch längst nicht die Phase des Verbrennermotors und der Kohleverstromung überwunden. Die Folgen dieser mehrere Jahrhunderte andauernden Emissionen von Treibhausgasen kann kein vernünftiger Mensch mehr leugnen. Die Polkappen schmelzen, die Wüsten breiten sich aus, Extremwetter nehmen zu. Auch hierzulande folgt ein Hitzesommerrekord dem nächsten. Was kommt, wie viel Elend und Zerstörung noch durch den vom Kapitalismus gemachten Klimawandel erzeugt werden, hängt davon ab, wie schnell jetzt gehandelt wird, wie ernst Politik, Wirtschaft und Gesellschaft das Problem nehmen.

Natürlich ist ein grüner, ein klimaneutraler Kapitalismus denkbar. Dafür steht der Erfolg der Grünen mit ihrem Wahlprogramm. Ex-Siemens-Chef Joe Kaeser wirbt etwa schon für Annalena Baerbock als erste grüne Kanzlerin. Doch wird diese Transformation nicht konfliktfrei stattfinden. Das liegt nicht allein daran, dass sich der Kapitalismus in seiner Struktur dafür massiv ändern muss. Der wesentliche Grund ist, dass die kapitalistische Produktionsweise mit ihrer fossilen Energiegewinnung bereits massiv die Springquellen ihres Reichtums ausgetrocknet hat.

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