De Masi: Die Menschen wollen gar keine perfekten Politikerinnen

Scheidender Linken-Politiker über die Inszenierung im Politikbetrieb

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der scheidende Linken-Politiker Fabio De Masi ruft mit Blick auf Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock zu mehr Ehrlichkeit und weniger Ego in der Politik auf. »Die größte Gefahr für Politiker ist Ego. Jeder weiß doch, dass Frau Baerbock einen faulen Ghostwriter hatte, der etwas kopiert hat. Niemand braucht diese Art von Bücher«, so De Masi gegenüber der »Neuen Osnabrücker Zeitung«.

Der Bundestagsabgeordnete fügte hinzu: »Auch Lebensläufe werden abgefasst wie im Disneyland: Karriere, Familie, Bücher - alles muss gleichzeitig passieren. Dabei wollen die Menschen gar keine perfekten Politikerinnen und glatten Typen.«

Selbstkritisch räumte De Masi ein: »Auch ich wollte immer nur Höchstleistung bringen. Das hat seinen Preis. Ich sage es ganz offen: Ich war in den vergangenen sieben Jahren ein beschissener Vater. Darauf bin ich nicht stolz.« Der Finanzpolitiker hat sich im Bundestag unter anderem im Wirecard-Untersuchungsausschuss profiliert. Bei der Bundestagswahl im September tritt er aus persönlichen Gründen nicht wieder an.

De Masi betonte, natürlich gebe es bei Annalena Baerbock auch eine Kampagne der »Bild«-Zeitung. »Und es gäbe so viel wichtigere Themen wie die Zukunft unserer Kinder nach der Coronakrise oder politische Korruption und Maskendeals. Aber verbockt haben das die Grünen schon selbst. Und wie oft haben sich auch die Grünen in der 'Bild'-Zeitung inszeniert oder gemeinsame Sache mit den Lobbyisten von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft gemacht, die Rentenkürzungen einfordert?« Die Initiative, so De Masi weiter, schalte jetzt Anzeigen gegen Baerbock: »Wo es um Geld und Macht geht, gibt es keine Freunde.«

Auf die Frage, ob jetzt Robert Habeck anstelle von Annalena Baerbock die Kanzlerkandidatur der Grünen übernehmen sollte, sagte De Masi, das sei nicht sein Thema. »Ich will ein gerechtes Land. Das wird es mit Schwarz-Grün nicht geben.« Agenturen/nd

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.