- Kommentare
- Lohngefälle
Verfestigte Ungleichheit
Jana Frielinghaus über das Ost-West-Lohngefälle
Die neuen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigen erneut, dass die Menschen in Ostdeutschland im Schnitt ein Fünftel weniger Lohn erhalten. Vom seit 1990 bestehenden Staatsziel der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse ist das Land also nach wie vor weit entfernt. Nun ließe sich argumentieren, dass es im Osten kaum Großunternehmen gibt. Denn überall sind die Löhne in kleinen Betrieben im Vergleich zu Firmen mit über 250 Beschäftigten extrem niedrig. Doch die kleinteilige Wirtschaftsstruktur Ost ist Folge der gezielten Deindustrialisierung des DDR-Gebietes.
Davon abgesehen besteht die Differenz nicht nur im produzierenden Gewerbe, sondern auch in Kranken- und Altenpflege und im Dienstleistungsbereich. Teils ist sie hier sogar noch größer als im Durchschnitt. Ein wesentlicher Grund dafür dürfte die vorangeschrittene Privatisierung dieser Kernbereiche der Daseinsvorsorge sein.
Die geringere Entlohnung im Osten kann etwa mit der geringeren Zahlungskräftigkeit der Familien der Pflegebedürftigen begründet werden, denn der Profit für die Betreiber von Seniorenheimen muss ja trotzdem stimmen. Auch dies ein Argument dafür, dass Gesundheit und Pflege privatem Gewinnstreben entzogen werden müssen.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.