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  • Schwimmnachhilfe für Kinder

Auf der Jagd nach Seepferdchen & Co.

Bildungsverwaltung will Schwimmnachhilfe für Kinder auch in den kommenden Jahren fortführen

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 3 Min.

Es ist ordentlich was los im Stadtbad Märkisches Viertel an diesem Donnerstagvormittag. Eins nach dem anderen schwimmen die Kinder hintereinander, einige mit Schwimmflügeln, andere schon ohne, Kopf immer über dem Wasser. Nach 25 Metern wird rausgeklettert, dann schnell zurückgetapst - und wieder rein ins Wasser, mal vorsichtig tastend, mal mit lautem Platsch. Nur knapp entgeht Bildungssenatorin Sandra Scheeres einer kalten Dusche.

Die SPD-Politikerin besucht das Hallenbad im Reinickendorfer Norden, um sich - oder besser: einen Tross von Journalistinnen und Journalisten - über die in den Sommerferien angebotenen Schwimm-Intensivkurse des Landessportbunds Berlin zu informieren. Die Kurse laufen jeweils eine Woche, fünf mal 45 Minuten. Vor allem aber ist das Angebot im Gegensatz zu regulären Schwimmkursen kostenfrei. »Das ist eine Supersache, auch einfach als zusätzliches Ferienprogramm«, sagt Scheeres zu »nd«. Zumal es, so die Bildungssenatorin weiter, gerade in Gegenden mit sozialen Problemen, wie der Großwohnsiedlung Märkisches Viertel, »für viele Familien schlichtweg nicht selbstverständlich ist, in den Ferien in den Urlaub fahren zu können«.

Die Zahl der berlinweit angebotenen Intensivkurse wurde in diesen Sommerferien kräftig aufgestockt. Nach rund 4000 Kursplätzen im Sommer 2020 gab es nun 8000 zu verteilen. Und selbst das war offenkundig noch zu knapp bemessen: »Der Ansturm war so groß, dass die Server zusammenbrachen«, berichtet Tillman Wormuth, der Landesschulsportreferent in der Senatsbildungsverwaltung. Innerhalb von 36 Stunden nach der Freischaltung des Angebots seien bereits die Hälfte der Plätze weg gewesen.

Genaue Zahlen zu den Schwimmdefiziten bei Berliner Kindern liegen zwar nicht vor. Befürchtet wird aber, dass die Nichtschwimmerquote unter Grundschülern, die vor der Pandemie bei 18 Prozent lag, deutlich zugelegt hat. Schließlich fiel das für Drittklässler obligatorische Schulschwimmen in den vergangenen beiden Schuljahren coronabedingt, nun ja, ins Wasser.

»Mit den Intensivkursen versuchen wir auch, die Bugwelle an Nichtschwimmern abzubauen«, sagt Wormuth zu »nd«. Denn auch wenn der Schwimmunterricht mit dem Schulstart in gut einer Woche wieder aufgenommen wird, bleiben zwei ganze Jahrgänge, deren Schwimmerfolge im Wesentlichen vom Engagement der Eltern abhängt. »Wir sind ja nicht ohne Grund im Märkischen Viertel«, so Schulsportreferent Wormuth.

Finanziert werden die Schwimmkurse aus einem 64-Millionen-Euro-Paket des Bundes - Gelder, mit denen die Bildungsverwaltung jüngst das Aufholprogramm »Stark trotz Corona« aufgelegt hat. 450 000 Euro hiervon fließen in die Schwimmnachhilfe. Bildungssenatorin Scheeres ist es wichtig zu betonen, dass die Ferienschwimmkurse auch in den nächsten zwei Jahren gesichert seien. »Das Geld ist da. Das ist durchfinanziert«, so Scheeres. Auch im Entwurf für den Doppelhaushalt 2022/2023 seien die Kurse fest eingepreist. Der wird freilich erst im kommenden Jahr von einem neu zusammengesetzten Abgeordnetenhaus beschlossen. Dass ausgerechnet die kostenfreie Schwimmnachhilfe dem Rotstift zum Opfer fällt, gilt gleichwohl als unwahrscheinlich. »Es dürfte, für welche Partei auch immer, schwierig werden, das Programm nicht weiter zu fördern«, sagt Tillman Wormuth.

Stolz verweisen sowohl Landessportbund als auch Bildungsverwaltung auf die kleinen Erfolge des Programms. So haben in den ersten vier Ferienwochen bereits fast 2000 Berliner Kinder im Rahmen der Kurse die Schwimmabzeichen Bronze, Silber und Gold gemacht, über 1400 weitere haben immerhin ein Anfänger-Seepferdchen erschwommen.

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