• Berlin
  • Aufnahme von Afghanistan-Flüchtlingen

Auf Afghanistan-Flüchtlinge eingestellt

Die Länder Berlin und Brandenburg erwarten die Ankunft geretteter afghanischer Ortskräfte - die vorhandenen Aufnahmekapazitäten sollen erweitert werden

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Hauptstadtregion bereitet sich auf die Ankunft der ersten afghanischen Menschen vor, die vor den radikal-islamistischen Taliban in Sicherheit gebracht werden konnten. In Berlin stehen nach Auskunft von Integrationssenatorin Elke Breitenbach (Linke) dem Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) rund 1300 Plätze zur Belegung zur Verfügung.

»Berlin war und ist auch jetzt bereit, Menschen in Not zu helfen und afghanische Ortskräfte sowie weitere vom Tod in Afghanistan bedrohte Menschen in Berlin aufzunehmen«, sagte die Senatorin am Mittwoch zu »nd«. »Es ist jetzt ein Gebot der Stunde, humanitäre Hilfe zu leisten und den Menschen in Not zu helfen. Wir werden nicht jedem helfen können, aber wir werden vielen helfen können.« Auf die Aufnahme der Geflüchteten sei Berlin vorbereitet. Es würden Gemeinschaftsunterkünfte hochgefahren und die Öffnung weiterer Unterkünfte geprüft. Noch aber gebe es zu wenige Informationen über die Zahl ankommender Geflüchteter.

Breitenbach betonte: »Vom Bund erwarten wir eine wirksame Unterstützung, ein rasches Zugehen auf die Bundesländer und eine den dynamischen Umständen angemessene Kommunikation.«

Für Donnerstagmorgen war in Berlin mit dem Eintreffen der ersten durch die Bundeswehr ausgeflogenen afghanischen Ortskräften gerechnet worden. Ihre Erstaufnahme soll in Brandenburg erfolgen.

Der Senat stellt sich mittelfristig auf die Aufnahme zahlreicher Geflüchteter aus Afghanistan ein. »Ich glaube, das wird auf uns zukommen. Nicht heute und nicht morgen, aber vielleicht in zwei oder drei Monaten«, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag. In Afghanistan zeichne sich eine humanitäre Katastrophe ab. Mit Erstaunen habe er zur Kenntnis genommen, dass es noch keine Vorkehrungen auf Bundesebene gebe. Offensichtlich sei da nichts vorbereitet. »Es ist eine Situation nach 20 Jahren Krieg, für die man sich schämen muss, dass man nicht besser vorbereitet war«, sagte Müller. Er habe den Senat aufgefordert, sich darauf vorzubereiten, »dass wir auch in Berlin wieder mehr Menschen aus dieser Region erwarten werden. Und dass wir ihnen dann auch gut helfen können«, so Müller. Es gehe um Unterkunft, Gesundheitsversorgung, Bildungsangebote, Sprachmittler.

Man habe bei der Flüchtlingsunterbringung schon viel verbessert, sagte Breitenbach am Dienstagabend am Rande des kleinen Parteitages der Berliner Linken. Angesichts der Situation in Afghanistan bestehe kein Zweifel daran, dass bald mehr Menschen aus diesem Land kommen werden. Breitenbach rief ihre Partei auf, »aufrecht zu stehen« und klare Position zu beziehen: »Ja, wir nehmen Menschen auf.«

Konkret würden in Pankow die bisherige Quarantäneunterkunft in der Buchholzer Straße sowie – bis März 2022 befristet – die leer stehenden Tempohomes in der Siverstorpstraße für afghanische Ortskräfte vorbereitet. Bereits aufgenommen habe Berlin 120 ehemalige afghanische Ortskräfte, die vor allem für die Bundeswehr gearbeitet hatten und vor der Besetzung Kabuls durch die Taliban ausgereist waren.

Schon am Dienstag hat Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) dem Bund die Erstaufnahme afghanischer Ortskräfte zugesagt. Die Zentrale Ausländerbehörde (ZABH) des Landes in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) habe dafür alle notwendigen Vorbereitungen getroffen. Die Ortskräfte würden in der ZABH-Außenstelle in Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) aufgenommen. Es seien 200 weitere Unterkunftsmöglichkeiten geschaffen worden.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal