Der »Tarifdschungel« soll ein Ende haben

fragen & antworten zum neuen bildungsticket in sachsen

  • Christiane Raatz
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach langen Diskussionen hat Sachsen ab August das Bildungsticket für Busse und Bahnen eingeführt. Schülerinnen und Schüler können ab dem Grundschulalter für 15 Euro im Monat in ihrer Heimatstadt und die Region fahren. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ändert sich?

Bislang war es für Schülerinnen und Schüler oft kompliziert und teuer, mit Bussen und Bahnen zwischen den verschiedenen Kommunen zu pendeln. Wer etwa in Leipzig wohnte und eine Schule im benachbarten Markkleeberg besuchte, konnte nicht das Schülerticket der Leipziger Verkehrsbetriebe nutzen. Das neue Bildungsticket verspricht jetzt ein Ende des »Tarifdschungels«. Für 180 Euro im Jahr - 15 Euro im Monat - können Nutzerinnen und Nutzer ab 1. August rund um die Uhr durch den gesamten Verkehrsverbund fahren.

Wer kann das Bildungsticket nutzen?

Berechtigt sind alle Kinder und Jugendlichen ab der 1. Klasse, die eine allgemeinbildende Schule in Sachsen besuchen. Auch Berufsschülerinnen und Berufsschüler können das Bildungsticket nutzen. Voraussetzung ist, dass sie keine duale Ausbildung machen. Für Auszubildende gibt es bereits das Azubi-Ticket. Insgesamt dürfen laut Wirtschaftsministerium 430 000 Schülerinnen und Schüler und 50 000 Jugendliche in schulischer Ausbildung das Ticket nutzen.

Wo genau gilt Bildungsticket?

Das Bildungsticket gilt nicht für ganz Sachsen, sondern für einen der fünf Verkehrsverbünde. Im Leipziger Umland ist das etwa der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV). Dort ist das Bildungsticket im sächsischen Bereich gültig. Kinder und Jugendliche, deren Wohnort in einem anderen Verkehrsverbund liegt als ihre Schule, können sich aussuchen, für welches Gebiet sie das Ticket haben möchten. Der MDV empfiehlt, das Ticket für den Bereich zu nehmen, in dem die Schüler in ihrer Freizeit häufiger unterwegs sind. Für den Schulweg in den anderen Verkehrsverbund wird das Ticket demnach anerkannt.

Wie erhält man das Bildungsticket?

Schülerinnen und Schüler, die bereits ein Abo beziehen, sollten inzwischen schon Post mit den wichtigsten Infos bekommen haben. Das Bildungsticket gibt es im Abo für zwölf Monate. Wer es beziehen möchte, muss einen Antrag ausfüllen und diesen per online oder direkt beim örtlichen Verkehrsunternehmen einreichen. Dazu sollten Schüler einen Berechtigungsnachweis mitschicken. Das kann der Schülerausweis oder eine Kundenkarte der Verkehrsbetriebe sein.

Wie kommt das Bildungsticket bei den jungen Leuten an?

Seit zehn Jahren hat der Landesschülerrat auf das Bildungsticket gewartet. »Ich bin froh, dass wir diesen Meilenstein endlich setzen«, sagte die Vorsitzende Joanna Kesicka bei der offiziellen Vorstellung Anfang Juli. Langfristig wünsche sie sich ein sachsenweites Bildungsticket, damit sich die Schüler frei im ganzen Bundeslandes bewegen können. Vor allem sei es wichtig, dass der öffentliche Nahverkehr im ländlichen Raum ausgebaut werde. »Ein gutes Ticket nützt nichts, wenn der Bus nicht kommt und ich am Ende doch das Elterntaxi rufen muss«, mahnte sie.

Warum kommt das Ticket erst jetzt?

Der Knackpunkt waren die Kosten. Darum gab es ein zähes Ringen mit den Landräten und den Zweckverbänden. Der Freistaat beteiligt sich nun mit rund 50 Millionen Euro pro Jahr an den Kosten. Im verabschiedeten Doppelhaushalt hat die Koalition das notwendige Geld eingestellt und damit endlich den Weg frei gemacht. dpa/nd

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