Datteln 4 abreißen!

Sebastian Weiermann fordert das Aus für das Kohlekraftwerk

Ein Steinkohlekraftwerk im Jahr 2020 noch in Betrieb gehen zu lassen, das war schon ein schlechter Witz. Dass es ausgerechnet das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 ist, um das es seit 15 Jahren juristische Auseinandersetzungen gibt und für dessen Betrieb die nordrhein-westfälische Landesregierung und die Stadt Datteln immer wieder tricksen mussten, ist ein noch größerer Witz.

Wir leben in der Klimakrise, das ist nicht erst seit gestern klar, auch nicht seit zwei oder drei Jahren. Vorausschauende Politik hätte schon in den Nullerjahren absehen können, dass es keinen Sinn ergibt, in Deutschland noch Steinkohlekraftwerke zu bauen. Die Dinger sind, egal wie modern die Technik ist, einfach Dreckschleudern. Kohlekraftwerke können keine gute C02-Bilanz haben. Auch das alte Argument vom heimischen Energieträger Kohle zieht nicht mehr. Mit Hängen und Würgen und Zahlungen von Subventionen in Milliardenhöhe wurde der Steinkohlebergbau im Ruhrgebiet bis ins Jahr 2018 geschleppt. Was in Datteln verfeuert wird, ist Importkohle, an der oft genug Blut klebt. Der Abbau in Ländern wie Kolumbien geht mit Gewalt und Menschenrechtsverletzungen einher.

Es ist also Zeit, Schluss zu machen mit Datteln 4, die Bezirksregierung Münster könnte dem Kraftwerk die Betriebserlaubnis entziehen. Ja, bestimmt würde es danach einen Rechtsstreit mit dem Kraftwerksbetreiber geben, und bestimmt würde dieser Geld kosten. Aber das ist dann halt so und irgendetwas sollte Klima- und Menschenschutz wohl wert sein. Für Datteln 4 gibt es zwei vernünftige Optionen. Entweder es wird abgerissen und zur Liegewiese am Dortmund-Ems-Kanal umfunktioniert, die Gegend ist schöner als man denkt. Oder es bleibt stehen, als Mahnmal für die verfehlte deutsche Klimapolitik zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Zur Einweihung kommt dann aber bitte kein Kanzler Armin Laschet, der hat in Datteln genug verbockt.

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