Damit MV allen gut tut

Mecklenburg-Vorpommern muss nach der Landtagswahl sozialer werden und in die Daseinsvorsorge investieren, meint Markus Drescher.

»MV tut gut«. So lautet das Motto, mit dem Mecklenburg-Vorpommern - »Das Land zum Leben«, wie ein weiterer Slogan des Landesmarketings feststellt - für sich wirbt. Um Touristen, Unternehmen, Fachkräfte, Studierende…

Am kommenden Sonntag nun haben die Bürger*innen des Landes zu entscheiden, was ihrer Meinung nach MV gut tut. Wem sie den Regierungsauftrag übertragen und damit auch die Verantwortung, die Umworbenen tatsächlich ins Land zu holen. Welchen Parteien und Köpfen sie es am ehesten zutrauen, den Nordosten sowohl kurzfristig aus der Coronakrise zu führen als auch langfristig nach vorne zu bringen. Und von wem sie sich vor allem bei letzterem nicht nur Masse, sondern auch Klasse erhoffen - und zwar für alle hier. Für viele dürfte die Wahlentscheidung auch an den Wunsch geknüpft sein, in absehbarer Zeit für sich selbst sagen zu können, in diesem Land lässt es sich nicht nur leben, sondern das auch gut.

Schöne Landschaften nämlich, die massenhaft Touristen locken, sind auch für die Einheimischen schon nicht schlecht. Ein anständiger Lohn für diejenigen, die für die Gäste sorgen, kochen und waschen obendrauf aber, das wäre gut. Und auch alle anderen von Niedriglöhnen und schlechter Tarifbindung Betroffenen könnten mit einer Regierung, die willens ist, hier Abhilfe zu schaffen, die Schönheit des Landes ein Stück weit sorgenfreier genießen.

Bleibt man beim Marketing und dem dazugehörigen Stichwort Standortfaktoren, stößt man sogleich auf weitere Themen, die den Wahlkampf hierzulande bestimmt haben: das Bildungssystem zum Beispiel. Das ist bisher kaum dazu geeignet, jemanden anzulocken. Noch immer sorgen hier zumeist fehlende Lehrkräfte und die nur langsam voranschreitende Digitalisierung für wenig attraktive Schlagzeilen. Personell wie technisch gut ausgestattete Bildungseinrichtungen aber - das wären ebenso gute Argumente für Familien, hierher zu kommen wie dafür, hier zu bleiben.

Auch eine in der Fläche gute medizinische Versorgung (ambulant wie stationär), die bei Krankheit oder Schwangerschaft nicht zum ewigen Warten und/oder zu langen Fahrten zwingt, täte den Einwohnern jeglichen Alters und ihrer Gesundheit gut. Zumal, wenn man auch noch auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sein sollte: In einem kürzlich von der Allianz pro Schiene veröffentlichten Ranking der Erreichbarkeit von Bus und Bahnhaltestellen im Jahr 2020 liegt Mecklenburg-Vorpommern - trotz einer Verbesserung gegenüber der vorigen Erhebung für das Jahr 2018 - bei den Flächenländern auf dem letzten Platz.

Die Daseinsfürsorge verbessern, für gute Arbeit und Löhne sorgen: So lässt sich ein gewichtiger Teil dessen zusammenfassen, worauf die nächste Landesregierung ihr Augenmerk richten muss - und zwar weitaus konsequenter, als es die Großen Koalitionen aus SPD und CDU die vergangenen 15 Jahre getan haben.

Und auch, wenn Klimawandel und Umweltschutz im Wahlkampf keine übergroße Rolle gespielt haben, Fortschritte muss es auch in diesem Bereich geben, muss MV seinen Beitrag leisten. Für den Nordosten geht es etwa bei der Klimafrage konkret um die Zukunft der Landwirtschaft, die laut dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt rund 1,34 Millionen Hektar des Landes nutzt, die von rund 4700 Betrieben mit über 25000 Beschäftigten bewirtschaftet werden.

Wem also wollen die Menschen im Nordosten diese wahrlich nicht kleinen Aufgaben übertragen, deren erfolgreiche Lösung ebenso wie ein Scheitern daran, Auswirkungen weit über nur die nächsten fünf Jahre hinaus haben wird? Eines scheint festzustehen: Den Umfragen zufolge führt trotz der verbesserungswürdigen Lage des Landes kein Weg an den bisher bis auf zwei Legislaturperioden immer (mit-)regierenden Sozialdemokraten mit Spitzenkandidatin und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig vorbei. So wird es auf den oder die Koalitionspartner ankommen - Schwesig hat sich zu ihren Präferenzen bisher nicht weiter eingelassen -, in wie weit es gelingen wird, MV derart zu gestalten, dass es allen gut tut. Rot-Rot oder Rot-Rot-Grün erscheinen dafür - falls es das Wahlergebnis hergibt - die besten Optionen.

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