Zapatisten sind angekommen

Mexikanische Delegation beginnt Rundreise durch Deutschland

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Delegation der linksgerichteten zapatistischen Befreiungsarmee EZLN aus dem mexikanischen Chiapas ist am Mittwoch in Deutschland angekommen. In 13 Gruppen zu je rund fünf Personen starteten die sozialrevolutionären Aktivist*innen am Morgen in Wien und erreichten im Laufe des Tages die ersten Anlaufpunkte Frankfurt am Main und Leipzig. Nach Angaben des bundesweiten Ya-Basta-Netzwerkes werden in den Tagen darauf auch weitere Städte besucht, darunter Münster, Kassel, Hannover, Berlin, Hamburg, Bremen, Freiburg und Chemnitz sowie Orte im Rheinland, Bayern, Ostsachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen.

Mehrere Gruppen der Zapatist*innen sollen zudem bei der »Rebellischen Zusammenkunft« zwischen dem 29. September und dem 3. Oktober bei Gedelitz im Wendland erscheinen. Das »Rebellische« ist ein Camp, das wiederkehrend vom Ya-Basta-Netz organisiert wird. Öffentlich wollen die Aktivist*innen nicht dafür werben, laut Webseite ist eine Anmeldung »nur über Einladung von Freund*innen« möglich. Am 10. Oktober wird die Delegation dann voraussichtlich zu anderen Ländern weiterreisen.

Spaß und Verantwortung

Olga Hohmann versteht nicht, was Arbeit ist und versucht, es täglich herauszufinden. In ihrem ortlosen Office sitzend, erkundet sie ihre Biografie und amüsiert sich über die eigenen Neurosen. dasnd.de/hohmann

In Frankfurt am Main sollte es am Mittwoch laut den Organisator*innen ein Willkommensfest geben. Abseits des »Rebellischen Camps« sind jedoch bisher keine größeren Veranstaltungen geplant. »Die Compas wollen nicht die großen Events, sondern lieber kleinere Gesprächsrunden mit politischen Gruppen und Bewegungen«, sagte Katja Berg vom Ya-Basta-Netz gegenüber »nd«. In den Städten selber habe man aber verschiedenste »Begegnungen« geplant und die Zapatist*innen zu Aktionen eingeladen, so die Aktivistin. Ob diese Treffen zustande kommen, sei momentan aber noch nicht klar zu bestimmen.

Einladungen gebe es bisher etwa zur Teilnahme am bundesweiten Klimastreik, zu einem Fußballspiel mit der Frauenmannschaft des Hamburger Vereins St. Pauli oder zu Protesten der Initiative Rheinmetall Entwaffnen, heißt es vom Ya-Basta-Netz. Rheinmetall Entwaffnen plant am 8. Oktober ein Tribunal gegen den gleichnamigen Rüstungskonzern in Oberndorf am Neckar bei Rheinland-Pfalz. Neben dem Tribunal soll es auch Blockaden der Waffenproduktion geben. »Der deutsche Kleinwaffenkonzern hat illegal Waffen nach Chiapas geliefert«, heißt es dazu von der Kampagne.

Proteste sind derweil auch aufgrund der Entwicklungen in Mexiko selbst geplant. »Wegen der Entführung zweier Mitglieder der Zapatist*innen durch Paramilitärs der mexikanischen Regierung rufen wir dazu auf, am 24. Oktober einen Aktionstag zu machen«, sagt Manu Fürtig vom Ya-Basta-Netz zu »nd«. Die Aktivist*innen planen Kundgebungen vor mexikanischen Botschaften und Konsulaten am Freitag. »Wir gehen davon aus, dass die Compas auch daran teilnehmen werden«, so Fürtig weiter. Nach Angaben der Aktivist*innen verschwanden die zwei Zapatisten José Antonio Sánchez Juárez und Sebastián Núñez Pérez, Mitglieder des »Rates der Guten Regierung« in einem der autonomen Verwaltungszentren, am 11. September. Laut Berichten sollen sie mittlerweile wieder frei sein.

In Deutschland freut man sich derweil auf die Ankunft der »Compas«. »Ich hoffe, dass wir alle viel voneinander lernen können und Einiges durch den Austausch in Bewegung kommt«, sagte Katja Berg. »Die Reise kann hoffentlich auch unterschiedliche Menschen zusammenbringen und so linke Grabenkämpfe überwinden«, fügte Manu Fürtig hinzu. Mit behördlichen Problemen würde darüber hinaus das Ya-Basta-Netz nicht rechnen – man habe sich jedoch vorbereitet.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal