Papst zerstört Vertrauen

Sebastian Weiermann glaubt, Woelki im Amt zu belassen, ist ein Fehler

Papst Franziskus hat fraglos in den vergangenen Jahren viel richtig gemacht. Sein Engagement für Arme und Geflüchtete ist glaubhaft. Seine Worte gegen die Klimakrise und Kriege rütteln auf. Sie lassen auch bei kirchenkritischen Menschen immer wieder den Eindruck entstehen, dass die katholische Kirche als Institution nicht verloren ist; dass sie ein Verbündeter in vielen Fragen von Werten und Moral sein kann.

Wenn es um innerkirchliche Auseinandersetzungen geht, sieht es leider anders aus. In den letzten Monaten häufen sich die Beispiele. Die katholische Sexualmoral erneuern, das Priesteramt öffnen - Schritte, die offensichtlich zu groß sind für Franziskus. In Deutschland dürfte der Papst jetzt viel Vertrauen verspielt haben, weil er Rainer Maria Woelki im Amt des Erzbischofs von Köln lässt. Die Kirche in Köln ist zutiefst gespalten, weil Woelki bei der Aufklärung der sexualisierten Gewalt zögerlich agiert hat und Verschleierungsvorwüfe im Raum stehen. Gemeinden, die ihren Bischof nicht bei der Kommunion haben wollen; Priester, die sich gegen ihn stellen; Gremien, die im Streit auseinandergehen: Das sind keine Kleinigkeiten. Ein Erzbischof sollte seine Gemeinde zusammenhalten und nicht spalten. Dennoch bleibt Woelki nun im Amt.

Der Streit wird weitergehen, und er hat das Potenzial, sich auszubreiten. Der Papst hätte das verhindern können, indem er einen Schlussstrich gezogen hätte. Aber möglicherweise fehlt Franziskus dafür die Courage. Das Erzbistum Köln ist groß. Es gibt nicht nur die Reformer, die ihre Kirche verändern wollen, sondern auch starke reaktionäre Kräfte. Sich mit ihnen anzulegen, dazu ist der Papst offensichtlich nicht bereit. Die katholische Kirche in Deutschland könnte das auf Dauer schwächen. Die Zahl der Kirchenaustritte dürfte nach der päpstlichen Entscheidung hoch bleiben.

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