Aufschwung wird zum Problem

Halbleitermangel offenbart klassisches Marktversagen

Eigentlich war die Sache klar: Wenn der Lockdown vorüber und die Corona-Pandemie abgehakt ist, wird die Wirtschaft durchstarten und das Liegengebliebene rasch nachholen. Doch der Aufschwung, der in vielen großen Industrieländern fast gleichzeitig startete, ist selbst zum Problem geworden. Da es keine globale Planwirtschaft gibt, welche die Produktion und Verteilung regelt, muss es der Markt richten. Doch dieser ist mit dem Nachfrageschock bei vielen Rohstoffen und Vorprodukten wie etwa den heiß begehrten Halbleitern völlig überfordert und regelt es wie üblich: Zum Zuge kommt, wer zuerst bestellt oder wer über die besten Beziehungen verfügt. Der Rest muss sehen, wo er bleibt.

Und so legt der Halbleitermangel selbst die mächtige Autoindustrie teilweise lahm. Das eigentlich Erstaunliche: Schon im Frühjahr mussten erste Fabriken für wenige Wochen schließen, und im Herbst ist ein Ende immer noch nicht absehbar. Im Gegenteil: Das Opel-Werk in Eisenach wird vom neuen Eigentümer Stellantis gleich bis zum Jahresende dichtgemacht und die Mitarbeiter per Federstrich und ohne Mitsprache wieder in Kurzarbeit samt Einkommenseinbußen geschickt. Den Aufschwung nach der Coronakrise haben sich nicht nur die Opelaner dann doch etwas anders vorgestellt.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.