Wer ruft die Feuerwehr?

Claudia Krieg ärgert sich, dass man es in Berlin immer besser weiß

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Nun soll es wieder ganz schnell gehen. Es müssen zügig Regelungen gefunden werden, um die auch in Berlin sprunghaft ansteigenden Infektionszahlen im Zaum zu halten. Es heißt nicht mehr Lockdown, denn der ist wirklich schon längst nicht mehr hip, sondern out. Es heißt einfach Regel, weil man damit an diese AHA-Sache anknüpfen kann, die klang irgendwie nett und nach Rücksicht und nicht nach Maßnahme und Infektionsschutz, weil die Coronaleugner- und Impfgegner-Szene diese Begriffe in ihre aggressive Argumentation von einer herbeihalluzinierten »Coronadiktatur« eingebaut hat.

Her mit der Corona-Auffrischung. Impfzentren stocken Personal auf, um dem Bedarf an Drittimpfungen gerecht zu werden

Hatten die mit der Impfquote einhergehenden Lockerungen des Sommers der rechtsoffenen Bewegung möglicherweise ein Stück weit den Wind aus den Segeln genommen, werden die nun nötigen Schritte auch den Demokratiefeinden wieder in die Hände spielen. Diesen Vorwurf müssen sich die Verantwortlichen in der Hauptstadt schon machen lassen, denn zuletzt war im Vorfeld der Wahlen vor allem Lobhudelei zu hören. Die scheidende Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte angesichts der Entwicklung der Delta-Variante bis auf mahnende Worte nicht mehr viel zu sagen. Warum kommt jetzt erst ein Impfzentrum-Ost? Warum mussten erst Sozialträger auf mobile Impfangebote drängen, deren Erfolg, so kleinteilig er auch war, niemand infrage stellen konnte? Und wohin sind sie in den letzten Wochen verschwunden? Stattdessen erwischt es wieder die Kinder mit der Maskenpflicht.

Gewissensbisse der Gesundheitsministerin. Maskenpflicht für Grundschüler in Brandenburgs Kabinett noch nicht vollständig akzeptiert

Dass es anders gehen kann, sieht man am Beispiel Bremens. So klein, wie es gern heißt, ist der Stadtstaat nämlich nicht, es gibt mehrere Großsiedlungen, vergleichbar mit den Hochhauskiezen in der Hauptstadt, es gibt viele arme Menschen in engen Wohnungen. Man hat dort mit einem engmaschigen System aus Impfangeboten über 80 Prozent der Bevölkerung erreicht. Die Linke-Gesundheitssenatorin an der Weser ist noch nicht lange im Amt, hat aber zusammen mit Hilfsorganisationen einfach weiterimpfen lassen, niedrige Inzidenzen hin oder her. So sieht gesundheitspolitische Weitsicht in einer Pandemie aus. Aber in Berlin weiß man es ja leider zu oft besser.

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