Das Geheimnis der Einstufungen

Die Entscheidungen rund um den Berliner Corona-Stufenplan für die Schulen müssen transparent gemacht werden

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Schauen wir mal, dann sehen wir schon: So ungefähr lässt sich die Art und Weise beschreiben, mit der Berlins ja nach wie vor amtierende Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) auf das aktuelle Infektionsgeschehen an den Schulen reagiert. Die Sieben-Tage-Inzidenz unter Grundschülerinnen und Grundschülern musste erst völlig irre Höchststände erklimmen, bevor sich Scheeres und ihre Verwaltung bemüßigt fühlten, die Anfang Oktober in unverantwortlicher Weise aufgehobene Maskenpflicht im Klassenzimmer wieder einzuführen.

Und auch wenn jetzt gebetsmühlenartig wiederholt wird, dass die Schulen - selbstverständlich und großes Ehrenwort! - offen bleiben: Wenn der Schulalltag nicht schleunigst auf den ungeliebten Wechselunterricht umgestellt wird, könnte es recht bald zu Schulschließungen kommen. Die zuletzt wöchentliche Verdopplung der Infektionszahlen in den betroffenen Altersgruppen lässt jedenfalls aktuell kaum einen anderen Schluss zu. Dafür sitzen tagtäglich zu viele Schülerinnen und Schüler zu lange auf zu engem Raum zusammen.

Umso verwunderter reibt man sich die Augen angesichts der derzeitigen Einstufungen nach dem Corona-Stufenplan für die Schulen. Bei gerade einmal vier von mehr als 800 Berliner Schulen sehen die Gesundheitsämter und Schulaufsichten Handlungsbedarf und verordnen Wechselunterricht. Warum nur diese vier? Das bleibt das offenkundig streng gehütete Geheimnis der Ämter. Denn klare Kriterien, nach denen die Einstufung vorgenommen wird, werden nicht kommuniziert. Es heißt sogar, es gebe überhaupt keine festen Kriterien.

Um es klar zu sagen: Das geht so nicht! Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern haben ein Anrecht darauf zu erfahren, warum an ihren Schulen weitergehende Schutzmaßnahmen nicht vonnöten sein sollen. Bildungssenatorin Scheeres mag gedanklich bereits ihre Koffer gepackt haben. Aber noch ist das ihr Job.

- Anzeige -

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.