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Sokrates und das Wollhaarmammut

Hm, wie war das noch mal mit der Entwicklung der Menschheit? Peter Goes erklärt technische und zivilisatorische Entwicklungen auf Panoramabildern

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 3 Min.

Ab wann konnten Menschen Feuer anzünden? Wo kommen die Werkzeuge her? Wie bearbeiteten die Menschen den Acker, welche Tiere hielten sie? Was für Sprachen benutzten sie, welche Schrift? Wo lebten sie? Wann begannen sie Städte zu bauen, und wie sahen die aus … ?

Von der Speerspitze aus Holz über die ersten Toiletten und die Entwicklung der Computer bis hin zum anspruchsvollen Plan, ausgestorbene Tierarten wie das Wollhaarmammut wieder zum Leben zu erwecken, reicht die ungewöhnliche Bildgeschichte der Menschheit des Niederländers Peter Goes. Seine Streifzüge durch die Entwicklung unserer außergewöhnlichen Spezies beginnen in der Altsteinzeit vor ungefähr 3,3 Millionen Jahren und reichen bis ins Jahr 2020, ins Hier und Jetzt.

Normalerweise endet so ein außergewöhnlich umfangreiches Unterfangen mit vielen Regalmetern dicker Buchbände, übervoll mit Zahlen und Fakten, langatmig, detailreich und schwer verständlich. Das wird dann unter dem Begriff Expertenwissen subsumiert. Goes aber nimmt ein paar Abkürzungen. Er hat seine Zeitreise durch Wissenschaft und Technik auf einige markante Entwicklungen und Erfindungen begrenzt. Diese ganz persönliche Auswahl hat er in großformatige Panoramen unterteilt, auf denen wie an einer Pinnwand eine Tendenz gezeichnet wird, untermauert mit knappen Worterklärungen. So sieht man auf einen Blick, wohin die Reise der kleinen Menschlein in der jeweiligen Zeit ging, wie sie lebten, sich kleideten, sich fortbewegten oder was sie sich Neues ausdachten.

Plötzlich wird dem Betrachter nach wenigen Bildern und Sätzen klar, was beispielsweise die alten Griechen für die Menschheit leisteten. Deren Kultur entwickelte sich im 5. Jahrhundert vor Christus um die Stadt Athen herum. An die Stelle eines Königreiches traten damals mehrere unabhängige Stadtstaaten, von denen die Macht ausging, schreibt Goes. Einer davon war Athen.

Die Griechen entwickelten mit der Philosophie eine Methode, die Welt um sich herum zu bereifen, indem sie die Erde, die Meere, Berge und den Himmel beobachteten und daraus Gesetzmäßigkeiten ableiteten. Das tat Hippokrates, indem er Krankheiten diagnostizierte und Behandlungen dagegen empfahl.

Bis dahin hatte man Einschränkungen der Gesundheit als Strafe der Götter betrachtet. Das kommt übrigens in Goes’ Zeichnung eines Kranken sehr schön zum Ausdruck: Er wird von kleinen Teufelchen zum Hippokrates geschleppt, der ihn nachdenklich betrachtet und vermutlich schon eine Idee hat, wie man ihm helfen könnte. Jedenfalls sieht es ganz danach aus.

Der Denker Sokrates, eine andere bekannte Persönlichkeit aus dieser Zeit, machte sich auf dem Gebiet der Lehre verdient. Er versuchte, die Wahrheit hinter den Sachverhalten ans Licht zu bringen und entwickelte Fragetechniken dazu. Sein Schüler Platon wiederum schrieb viele von diesen Erkenntnissen nieder, sonst wären sie verloren gegangen.

Selbstverständlich braucht Goes für seine überdimensionalen Ansichten die entsprechenden Formate. Sein Buch überragt normale Bilderbücher um das Doppelte und ist als Lektüre für die weite Zugfahrt zur Oma eher ungeeignet. Man muss sich schon an einen Tisch setzen und schauen und blättern. Dafür gibt es dann aber auch viel zu entdecken und zu begreifen. Nicht nur für Kinder, durchaus auch für Eltern, Großeltern, Tanten oder Geschwister.

Alle können später bei den zahlreichen Fernsehratesendungen mit ihrem Wissen brillieren oder den Schulunterricht bereichern. Im besten Fall wächst das Verlangen, der einen oder anderen Sache tiefer auf den Grund zu gehen, denn Goes’ Texte sind nicht annähernd so perfekt wie seine Zeichnungen mit den sympathischen kleinen Zeitreisenden als Protagonisten, die staunenden und spielenden Kindern sehr ähnlich sind.

Peter Goes: Die Zeitreise. Wissenschaft und Technik. A. d. Niederländ. v. Christina Brunnenkamp. Beltz & Gelberg, 72 S., geb., 24,95 €.

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