Die Maske merke ich nicht mehr

Über das Leben in der Pandemie

Nur bis ich im Restaurant am Tisch sitze, behalte ich die Maske auf. Klar habe ich dem Kellner am Eingang meinen Impfnachweis gezeigt. Aber das habe ich fast schon wieder vergessen. Am Nebentisch spielt eine fröhliche Runde Karten. Pandemie? Das ist die Sache, wegen der ich mich im Homeoffice mit der instabilen Internetverbindung herumärgere und in der S-Bahn derart routiniert Maske trage, dass es mir komisch vorkommen wird, wenn das einmal nicht mehr Pflicht ist.

Der Aufforderung der Politik, im Verwandten- und Bekanntenkreis für das Impfen zu werben, komme ich nicht mehr nach. Die einen sind längst geimpft. Bei den anderen kann ich mir den Mund fusselig reden. Es führt zu nichts. Ich kenne eine Handvoll Ungeimpfte persönlich - alle politisch links zu verorten. Sie schimpfen über die Medien. Aber keiner möchte, dass ich seinen Fall darstelle und ihn dabei namentlich in der Zeitung nenne. Das kann ich sogar verstehen. Ruckzuck ist als blöd und rechts abgestempelt, wer sich outet. Aber dafür kann ich nichts.

Ich kann andererseits auch nicht erklären, warum der brandenburgische Verfassungsschutz denkt, die Rechten seien bei den Corona-Protesten in der Minderheit. Der Geheimdienst lässt sich nicht in die Karten schauen. Nach meinem Kenntnisstand laufen so gut wie alle AfD-Politiker bei den sogenannten Abendspaziergängen mit - wenn sie nicht gerade durch eine Corona-Infektion ans Bett gefesselt sind.

Währenddessen grassiert das Virus in den Grundschulen. Aber für die Kleinsten, die ungeimpft und besonders ansteckungsgefährdet sind, funktioniert der Distanzunterricht via Videokonferenz überhaupt nicht. Mir fällt für dieses Problem keine Lösung ein. Ich hoffe nur, dass wir gerade wirklich die letzte Welle erleben, nach der die Pandemie abklingt. Weil es diesmal nicht Politiker sind, die das versprechen, sondern Immunologen, könnte es sogar stimmen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal