Wieder profitabel

2021 fuhr die Deutsche Bank die höchsten Erträge seit einem Jahrzehnt ein

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Christian Sewing freut sich über »das beste Jahresergebnis« seit zehn Jahren. 2021 stieg der Gewinn der Deutschen Bank auf 2,5 Milliarden Euro nach Steuern. Damit wurde das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht - der Nettogewinn ist der höchste seit 2011, als das Bilanzvolumen noch weit größer war und die Zahl der Beschäftigten weit höher. Nach turbulenten Jahren sei die Bank nun wieder »nachhaltig profitabel«, sagte der Vorstandsvorsitzende Sewing in der Jahrespressekonferenz des größten deutschen Kreditinstituts, die am Donnerstag in Frankfurt am Main online stattfand.

Ihre Erträge konnte die Bank im vergangenen Jahr trotz Corona-Pandemie, regulatorischer Vorgaben und Niedrigzinsen um sechs Prozent auf 25,4 Milliarden Euro steigern. Im vierten Quartal habe sich die »positive Dynamik« fortgesetzt. Damit schnitt der frisch überholte Geldgigant besser ab als viele seiner globalen Konkurrenten. Bis 2018 schien die Bank jahrelang aussichtslos in einer Abwärtsspirale gefangen. Im Juli 2019 legte Sewing dann eine Strategie für den Konzernumbau und konkrete Ziele bis Ende 2022 vor. Diese wurden schon nahezu erreicht. »Unsere Transformation verläuft nach Plan«, so Sewing. Man befinde sich nun in einer Aufwärtsspirale.

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Damit widerlegte der Manager die Zweifel, die ihm anfangs entgegenschlugen. »Wir ernteten viel Skepsis. Nur wenige Beobachter trauten uns zu, dass wir in dreieinhalb Jahren ein so ambitioniertes Programm bewältigen würden«, schreibt Sewing in einer Nachricht an alle Mitarbeiter. So wurde das Geschäftsmodell neu ausgerichtet, Kosten wurden gesenkt, Stellen gestrichen, in neue Informationstechniken investiert. Von Bereichen, in denen die Bank nicht an der Weltspitze mitspielen konnte, wie dem Aktienhandel auf eigene Rechnung, trennte man sich. Andere Bereiche wie das Investmentbanking für reiche Kunden wurden ausgebaut.

Dabei setzt Sewing auch auf den weltweiten Megatrend ESG. Das Kürzel (englisch für: Environmental, Social and Corporate Governance) steht für »nachhaltige« Produkte, die Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung berücksichtigen. Im stark wachsenden Geschäft mit ESG-Anleihen liegt die Bank nun global bereits auf Rang fünf, nachdem sie vor zwei Jahren noch Platz 13 in der Hitliste der Londoner Finanzanalysten von Dealogic belegt hatte.

Für Vorstandsvorsitzenden Sewing geht es weiterhin um einen tiefgreifenden Wandel, »es geht um das, wofür unsere Bank da sein soll«. Sie sei nun wieder die »globale Hausbank« für Unternehmen. Fortan sollten die Früchte geerntet werden. Auch von den Aktionären: 700 Millionen Euro will Sewing zunächst an sie ausschütten. In den kommenden Jahren will die Bank ihren Anteilseignern - drei Viertel davon institutionelle Anleger wie Blackrock oder Fonds in Steueroasen wie den Cayman Islands - dann »immer mehr von ihrem Vertrauen zurückzahlen«.

Das Vertrauen in der breiteren Öffentlichkeit hat allerdings unter der Schlammschlacht gelitten, die sich um die Tochtergesellschaft DWS herum abspielt. Der Fondsgesellschaft haben die Greenwashing-Vorwürfe ihrer früheren Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler Ermittlungen der US-Justiz und der deutschen Finanzaufsicht Bafin eingebracht. Sie hatte das »Nachhaltigkeitsportfolio« der DWS scharf kritisiert: Es werde nach außen als viel nachhaltiger dargestellt, als es eigentlich sei. Eine Kritik an den ESG-Kriterien der Deutschen Bank, die auch Nichtregierungsorganisationen teilen. So kritisierte die Umweltorganisation Urgewald, dass beispielsweise in Klimafonds weiterhin Ölfirmen auftauchten, wenn deren Umsatz aus diesem Geschäft weniger als 50 Prozent betrage.

Die Greenwashing-Vorwürfe gegen DWS hätten sich bislang »nicht erhärtet«, verteidigt Sewing indes die Tochtergesellschaft. Er betonte in der Pressekonferenz mehrfach, dass er diesen und weiteren Vorwürfen jedoch nachgehen werde. Und dann werde man sehen. Die Kritik zu entkräften, dürfte dem Vorstand der Deutschen Bank allerdings ziemlich schwerfallen. Denn bislang gibt es keine eindeutigen, geschweige denn rechtlich verbindlichen Kennzeichen für ESG.

Den Geschäften tat all dies keinen Abbruch. Allein im vierten Quartal flossen dem angeprangerten Vermögensverwalter DWS 15 Milliarden Euro zu, fast die Hälfte davon für »nachhaltige« ESG-Fonds. Solche Erfolge erhöhen allerdings die Kosten. Es wurde von der Deutschen Bank mehr Geld für »variable Vergütungen« zurückgestellt: Millionen-Boni für Banker dürften künftig für Schlagzeilen sorgen, warb Sewing am Donnerstag schon mal um Verständnis für die üppiger ausfallenden Managergehälter. Der Wettbewerb um die besten Talente habe sich in den stark umkämpften Bereichen, in denen die Deutsche Bank weiterhin punkten will, erheblich verschärft.

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