Die eine Bürgermeisterkandidatin

Steffi Schneemilch tritt bei der Wahl in Eberswalde für die Linkspartei und die Grünen an

Bürgermeisterkandidatin Steffi Schneemilch
Bürgermeisterkandidatin Steffi Schneemilch

»Es wird einen Generationswechsel geben«, ist sich SPD-Kandidat Götz Herrmann sicher. Am 13. März wird in Eberswalde ein neuer Bürgermeister gewählt, weil der mittlerweile 66 Jahre alte Amtsinhaber Friedhelm Boginski (FDP) im September in den Bundestag eingezogen ist. Alle acht Bewerber um die Nachfolge sind jünger, zumeist deutlich jünger.

Die Gruppe Students for Future der Eberswalder Hochschule für nachhaltige Entwicklung hatte am Freitag sechs der Kandidaten zu einer Podiumsdiskussion eingeladen - nur nicht Roman Kueffert (AfD), der nur wenige Jahre jünger ist als Ex-Bürgermeister Boginski, und auch nicht Henriette Schubert von der Querdenker-Partei Die Basis. Zwei Einzelbewerber sagten ab und kurzfristig aus familiären Gründen auch Martin Hoeck (FDP). Gekommen waren aber SPD-Kandidat Götz Herrmann (Jahrgang 1977), CDU-Bewerber Christian Mehnert (Jahrgang 1978) und die gemeinsam von Linke und Grünen nominierte Hochschuldozentin Steffi Schneemilch (Jahrgang 1981), »die eine« nennt sich ihre Listenverbindung.

Erwähnt werden muss, dass Schneemilch Sozialdemokratin war und früher für den SPD-Landtagsabgeordneten Daniel Kurth arbeitete, der jetzt als Landrat von Barnim in der Kreisstadt Eberswalde tätig ist. Schneemilch hat die SPD inzwischen verlassen und tritt als Parteilose an. Mit der Linken und den Grünen habe sie eine passende Parteienkonstellation hinter sich, sagte sie. Denn sie wolle das Soziale und das Ökologische zusammendenken. Ihr Programm unterscheide sich »sehr deutlich« von dem ihrer Konkurrenten, betonte Schneemilch am Freitag. Sie könne das im Einzelnen nicht alles ausführen. Nachlesbar sei das aber auf ihrer Internetseite. »Ich habe einen festen inneren Wertekompass und eine klare Haltung gegen Ausgrenzung, Rassismus und jedwede Form von Diskriminierung«, heißt es da. »Die Starken helfen den Schwachen, die Großen helfen den Kleinen. Das ist die einfachste Umschreibung für Solidarität, die mir einfällt.«

Als vier Studentinnen bei der Diskussion am Freitag ihren Forderungskatalog mit Schneemilch, Herrmann und Mehnert durchgingen, fielen solche Unterschiede jedoch weniger auf, als man hätte erwarten dürfen. Flächendeckend Tempo 30, Bäume statt Parkplätze, eine autofreie Innenstadt - da stimmten alle drei nicht vorbehaltlos zu, sondern erläuterten, was es dabei abzuwägen gelte. Auch zeigte sich CDU-Mann Mehnert erstaunlich aufgeschlossen für den Klimaschutz. Er ist Geschäftsführer bei den kommunalen Kreiswerken und verriet: »Mein Dienstwagen ist schon elektrisch.« Als Bürgermeister würde er eventuell auf einen eigenen Dienstwagen verzichten. Man komme ja in Eberswalde gut mit dem Bus, dem Rad oder zu Fuß voran. Wenn er doch mal einen Termin außerhalb hätte, könnte er sich dafür immer noch einen Wagen aus der Fahrzeugflotte der Stadt nehmen, so Mehnert. Er trat auf, als sei er der kommende Bürgermeister, und bot an, sich für die Einführung eines Nachhaltigkeitsbeirats einzusetzen. Ob dieser Beirat allerdings ein Vetorecht bei Entscheidungen des Stadtparlaments bekommen sollte, da zeigte sich Mehnert skeptisch. Der Seniorenbeirat habe ein solches Vetorecht schließlich auch nicht.

Stellenweise erklärten die Kommunalpolitiker den Studentinnen, was alles nicht gehe oder zumindest nicht so leicht, wie diese sich das denken würden. So verlangte Mehnert, bei Forderungen zu bedenken, wie sich das finanzieren ließe und wo an anderer Stelle gespart werden müsste. Aber von oben herab sprachen sie nicht, wirkten ehrlich interessiert an den Vorschlägen, auf kommunaler Ebene etwas für den Klimaschutz zu tun.

Die Sozialdemokraten, mit den Bürgern für Eberswalde zu einer achtköpfigen Fraktion zusammengeschlossen, sind nur dadurch derzeit stärkste Kraft im Stadtparlament, gefolgt von der fünfköpfigen Linksfraktion. Grüne und CDU haben je vier von insgesamt 36 Mandaten. Kommentar

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