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»Die Gefahr der extremen Rechten wird ernster genommen«

Redakteur Oliver Kreuzfeld über die Fusion der Internetportale Blick nach Rechts und Endstation Rechts

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 3 Min.

Wer steckt hinter dem neu aufgestellten Portal Endstation Rechts?

Hervorgegangen ist es aus den beiden Projekten Blick nach Rechts und Endstation Rechts, die nun eine Fusion vollzogen haben und zusammengelegt wurden. Die beiden Projekte haben eine durchaus lange Geschichte und gehen im Fall von Endstation Rechts auf das Jahr 2006 zurück, der Blick nach Rechts existiert sogar bereits seit den 80er Jahren.

Interview
Kürzlich haben sich die Informations- und Aufklärungsportale Blick nach Rechts und Endstation Rechts zusammengeschlossen. Künftig sind alle Beiträge unter www.endstation-rechts.de abzurufen. In Zeiten, in denen bundesweit rechtsextreme Agitation und Aktionsbereitschaft ansteigen, will das Portal aktuelle Geschehnisse transparent machen und sie sachgerecht einordnen. Dieter Hanisch hat sich darüber mit dem verantwortlichen Redakteur Oliver Kreuzfeld (42) unterhalten.

An wen richtet sich das nun zusammengeführte Angebot?

Der Fokus wird auch in Zukunft auf der Berichterstattung über die extreme Rechte liegen, auf dem Portal finden sich rund 25 000 Artikel aus dem Spektrum. Im weitesten Sinne möchten wir das abdecken, was sich unter dem etwas sperrigen Begriff der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zusammenfassen lässt. Unsere Leserschaft setzt sich sowohl aus einem Fachpublikum aber auch einer generell interessierten Öffentlichkeit zusammen.

Wie seid ihr aufgestellt und vernetzt?

Wir haben eine kleine Redaktion, die sich aus Personen aus verschiedenen Regionen zusammensetzt. Vom nördlichen Mecklenburg-Vorpommern bis in den Süden nach Bayern. Gleichzeitig können wir uns glücklich schätzen, auf ein in den letzten Jahren immer weiter gewachsenes Netzwerk aus Autoren, Hinweisgebern und am Thema interessierten Personen zurückgreifen zu können.

Was hat sich in den letzten Jahren und aktuell in der Coronakrise in der rechten Szene verändert?

Die Pandemie hatte und hat natürlich auch Auswirkungen auf das Agieren der rechtsextremen Szene. Viele klassische Aktions- und Agitationsfelder wie Demonstrationen oder Konzerte sind derzeit rückläufig. Sobald die Einschränkungen wieder reduziert werden, rechnen wir jedoch mit einer deutlichen Zunahme in dem Bereich. Gleichzeitig nutzt die Szene den gesamten Online-Bereich für die eigenen Ziele und hat sich dort in den letzten Jahren deutlich professionalisiert. Ein Teil des Spektrums dockt zudem an Proteste an, die sich anfangs vor allem gegen die Corona-Maßnahmen richteten, zunehmend aber auch andere Themen bespielen. Der gemeinsame Nenner ist dabei die teilweise Verächtlichmachung und Agitation gegen demokratische Prozesse und Institutionen.

Wie ist es hierzulande mit dem Know-how zum Thema extreme Rechte in den Redaktionsstuben bestellt?

In der Anfangszeit der beiden Portale gab es dort deutlich weiße Flecken, mit regionalen Unterschieden. Mittlerweile wird die Gefahr, die von der extremen Rechten ausgeht, deutlich ernster genommen und fließt dementsprechend auch intensiver in die Berichterstattung ein. Das ist natürlich auch ein Resultat aus den Entwicklungen der letzten Jahre, Stichwort Rechtsterrorismus.

Bekommt das Thema die nötige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit?

Die Berichterstattung über Rechtsextremismus sowie antidemokratische Bestrebungen und Organisationen ist deutlich intensiver als vor zehn bis 20 Jahren. Das dürfte aber auch dem traurigen Umstand geschuldet sein, dass es seitdem mehrere rechtsterroristische Anschlags- und Mordserien gab, die konkrete Gefährdungslage ist also deutlich greifbarer geworden. Sei es die Selbstenttarnung des NSU oder die Morde von Halle, Hanau und an Walter Lübcke.

Ist der Vorwurf, dass Verantwortungs- und Entscheidungsträger in der Politik sowie bei Verfolgungsbehörden auf dem rechten Auge blind sind, zu pauschal oder durchaus berechtigt?

Vor allem der NSU-Komplex zog sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene zahlreiche Untersuchungsausschüsse nach sich, Missstände wurden herausgearbeitet und benannt. In den Verfassungsschutzämtern kam es teilweise zu eklatanten Fehlentscheidungen, dennoch würde ich nicht von einem pauschalen Versagen sprechen. Heute wird in vielen Behörden wesentlich sensibler gearbeitet. Zudem wird an vielen Stellen endlich genauer hingeschaut: Dementsprechend werden auch neue Problemfelder sichtbar, sei es Nordkreuz, die Polizeiskandale in Hessen oder Rechtsextreme bei der Bundeswehr.

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