Unberechenbare Taliban

Cyrus Salimi-Asl zur Schließung höherer Schulen für Mädchen

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

Was hat die islamistischen Taliban geritten, dass sie erst die Öffnung der höheren Schulen für Mädchen ankündigen, und nur wenige Stunden später diesen Schritt wieder rückgängig machen? Am Mittwoch durften Mädchen in die Schulen, da das Bildungsministerium die Öffnung zum 23. März bekanntgegeben hatte. Auf neue Order hin sollen sie nun zu Hause bleiben.

Beobachter fragen sich, was hinter dieser plötzlichen Entscheidung stecken mag. Dass die Taliban sich einen Dreck scheren um die Schulbildung der afghanischen Mädchen und Frauen, ist keine neue Erkenntnis. Dass sie aber trotzdem zugesichert haben, auch die Schulen ab der siebten Klasse wieder für Mädchen zu öffnen, dann aber einen Rückzieher machen, lässt zwei Schlüsse zu: Entweder stimmt, was ohnehin alle annehmen, nämlich, dass die Taliban alles versprechen, was der Westen als potenzieller Geldgeber hören will – den Ankündigungen aber keine Taten folgen lassen. Oder innerhalb der Taliban läuft ein Richtungskampf, ausgetragen zwischen einer radikaleren Fraktion, die Frauen und Mädchen komplett aus dem öffentlichen Leben verbannen will, und denen, die zu Kompromissen bereit sind, um einen Weg der Koexistenz mit dem (westlichen) Ausland zu finden.

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Viel spricht dafür, dass die Erklärung weitaus banaler sein könnte: Die Taliban sind einfach schlecht organisiert, haben keine klaren Entscheidungsstrukturen. Niemand weiß, wer hinter dem Rückzieher steckt. Auf der Strecke bleiben erneut die Frauen und Mädchen, die auf ihr Recht auf Bildung nicht verzichten wollen. Wenn den westlichen Staaten an der Ausbildung der Afghaninnen gelegen ist, müssen sie sich mit aller Macht dafür einsetzen, dass Mädchen wieder zur Schule gehen dürfen. Auch mit viel Geld und geeigneten Mechanismen, damit es in den Schulen ankommt.

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