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Pop heißt jetzt Krieg

Die allerneueste Militärmusik: Wolodymyr Selenskyi bei den Grammys

In Las Vegas wurden am Sonntagabend die Grammys verliehen, die Oscars der Musikindustrie, die sich so selbst feiert. Wer am meisten verkauft hat, wird belohnt, damit er oder sie noch mehr verkauft. »Was ist ein größerer Gegensatz zur Musik als Krieg?«, fragte Wolodymyr Selenskyj in einer Videoeinspielung. In seinem Land herrsche Totenstille, sagte der Präsident der Ukraine, die »Stille von zerstörten Städten und getöteten Menschen« nach russischen Bomben.

Seine Frage ist sehr richtig, aber sie ist rhetorisch. Denn er verband sie mit einer Forderung, locker formuliert, als wäre es Werbung für ein Computergame, doch hart in der Sache. »Fülle die Stille mit deiner Musik. Fülle sie heute, um unsere Geschichte zu erzählen.« Die ukrainische geht so: »Unterstützt uns auf jede erdenkliche Weise (...) und dann wird der Frieden kommen«, versprach Selenskyj. Wie in einem Popsong erzeugte er durch Andeutung ein Gefühl. Eines, das zu den Waffen ruft. Zu welchen, bleibt der Fantasie überlassen, »jede erdenkliche Weise« kann alles heißen.

Seit der Erfindung des Rock’n’Roll in den 50er Jahren gab es noch nie einen ausländischen Staatschef, der bei den Grammys auftrat, um Waffen für sein Land zu fordern. Mit der Kraft der US-Musikindustrie, der stärksten der Welt. Donald Trump hat die Grenze zwischen Fernsehshow und Politik aufgelöst, Selenskyj die zwischen Pop und Krieg.

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