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The Velvet Sundown: Hurra, wir sind genormt

KI macht Musik: The Velvet Sundown wurden für Spotify erfunden

KI wie Dalí: Cover des Albums »Dust and Silence« von The Velvet Sundown
KI wie Dalí: Cover des Albums »Dust and Silence« von The Velvet Sundown

Auch wenn alle davon reden: es gibt keine KI. Es gibt Programme, die von Menschen entwickelt und angewendet werden. Und zwar so, dass menschliche Arbeitszeit eingespart wird, wovon aber in diesem Wirtschaftssystem nur wenige Menschen etwas haben: noch mehr Geld. Das hat Anne Roth erst am Montag im »nd« erklärt.

Am Dienstag verkündete Spotify, dass eine Band mehr als eine Million Streams erzielt hat, die komplett auf KI beruhe: The Velvet Sundown. Ihre Musik hört sich an wie besserer Hippie-Pop der frühen 70er: Neil Young oder Fleetwood Mac. Die »künstliche« Musik ist die »ehrliche Musik«. Die Spotify-Bio der Band behauptet, man wolle »die Grenzen der Autorenschaft und Identität aufheben«.

Geklonte Bands sind nichts Neues: Angefangen bei den Monkees, als 1965 »vier verrückte Jungs zwischen 17 und 21 Jahren« gesucht und gefunden wurden, um in einer TV-Sitcom mitzuspielen. Unvergessen sind die Frank-Farian-Projekte Boney M. und Milli Vanilli: Achten Sie auf den Produzenten und nicht auf das Image. Oder wie es der junge Campino formulierte: »Hurra, wir sind genormt, hurra, wir sind geformt!«

Eine Band am Computer zu generieren, senkt die Kosten. Das ist wichtig, wenn niemand mehr Platten kaufen will. Warum die Aufregung? Computer sind in der Aufnahmetechnik gang und gäbe. Mit dem Programm »Logic Pro« von Apple kann sich jeder zu Hause seine eigene Band erfinden.

Velvet Sundown ist Werbung für Spotify. Politisch brisant ist daran nichts. Anders als der Roboter-Sänger Gene Galaxo, den Udo Lindenberg 1976 erfunden hat, um den Kapitalismus zu geißeln. Der machte eine Art Marschmusik-Techno und sang: »Früher gab’s ein Wort, das hieß ›Problem‹ / das strichen wir aus dem Vokabular / heute ist das Leben ja so angenehm / nicht wahr? Jaja! Nicht wahr?!«

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