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Kein Asylrecht für Afrikaner
Martin Ling über den beschämenden Deal von Großbritannien
Die Kritik kommt aus berufenem Munde: Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. kam bei seiner Osterpredigt nicht umhin, Großbritanniens Regierung für den am Gründonnerstag geschlossenen Flüchtlingsdeal mit dem ostafrikanischen Ruanda die Leviten zu lesen. Die geplante »Versendung« der Betroffenen widerspreche christlichen Werten, sagte Welby. »Es ist das Gegenteil der Natur Gottes.«
Über die Natur Gottes kann man streiten, über den Inhalt des Abkommens nicht. Dafür sorgte der britische Premier Boris Johnson höchstselbst: »Wir hoffen, das wird ein starkes Abschreckungsmittel.« Wer als Afrikaner in Großbritannien Asyl beantragen will, soll künftig in Ruanda auf die Entscheidung warten. Dafür wird er stante pede ausgeflogen, sobald er britischen Boden betreten hat und aus welchem Land er auch immer kommt.
Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.
Großbritannien bricht mit dem Abkommen internationales Recht, das verbietet, Geflüchtete ohne Prüfung des Asylantrags einfach abzuschieben. Dass sich die anglikanische Kirche den mehr als 160 Nichtregierungsorganisationen angeschlossen hat, die den Deal in einem gemeinsamen offenen Brief als »beschämend grausam« bezeichnet haben, ist folgerichtig. Vor Gericht darf dieses Abkommen keinen Bestand haben.
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