Paradoxe Personalie

Ulrike Henning hofft auf eine unabhängige Pandemiebewertung

Im Infektionsschutzgesetz ist es festgehalten: Die in diesem Rahmen erlassenen Maßnahmen müssen extern evaluiert werden, und das bis zum 30. Juni. In den zuständigen Ausschuss wurde auch der Berliner Virologe Christian Drosten berufen. Kann der prominente Wissenschaftler noch als extern gelten – als von der Regierung dauernd und immer wieder in Anspruch genommener Berater in Sachen Pandemie? Gäbe es hier nicht einen Interessenskonflikt?

Nun hat Drosten selbst die Reißleine gezogen. Er begründet den Rückzug aus dem Gremium zum einen mit dessen unzureichender Ausstattung und Zusammensetzung. Zum anderen damit, dass Dinge nach außen getragen und zu »irreführender Berichterstattung« genutzt worden seien. Im Expertenbeirat der Bundesregierung hingegen wird der Virologe bleiben, vielleicht sogar eine vernünftige Lösung.

Das Problem bei dieser paradoxen Personalie: Das mediale Getöse überdeckt das unverzichtbare Anliegen, die Pandemiemaßnahmen tatsächlich unabhängig auf ihre Wirksamkeit und Angemessenheit zu überprüfen. Das wäre dringend nötig, damit auf den nächsten entspannten Sommer nicht erneut ein Pandemie-Winter unseres Missvergnügens folgt.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.