Klimapolitisch ohne Wirkung

Erste Daten zeigen Mobilitätseffekte des 9-Euro-Tickets

Mit Blick auf die Verkehrswende ist das 9-Euro-Ticket vor allem eines: eine gewaltige Versuchsanordnung unter Realbedingungen. Mobilitätsdaten für den Juni ergeben ein erstes Zwischenfazit, das recht eindeutig ausfällt: Vor allem an Wochenenden nutzen sehr viel mehr Menschen die Bahn als zur Vor-Corona-Zeit, während Autofahrten trotz der extrem hohen Spritpreise kaum abnahmen.

Auch wenn es erstmal nur um einen Monat geht, sieht es zumindest danach aus, als ob mit dem Billigticket vor allem der eigentliche Zweck als sozialpolitische Maßnahme in Zeiten extremer Verteuerung erreicht werden kann. Viele Menschen nutzen es – ein klassischer Reboundeffekt – für zusätzliche Wochenendausflüge. Dies könnte aber angesichts der chaotischen Zustände auch ein Einmaleffekt gewesen sein. Der Bahnverkehr bräuchte einen milliardenschweren Ausbau, um einen Ansturm zu stemmen.

Gleichzeitig bringen finanzielle Signale allein wenig für die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene. Und für Verkehrsvermeidung können Billigtickets sogar kontraproduktiv sein. Kurzum: Klimapolitisch ist mit dem 9-Euro-Ticket leider nichts gewonnen.

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.