Werbung

Notwendiger Maßstab

Ulrike Henning zu künftigen Standards für Pflegepersonal

Erst einmal sind es nur Eckpunkte, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Ende der Woche zur Pflegepersonalbemessung in Krankenhäusern vorlegte. Dabei geht es um ein Instrument, das von der Gewerkschaft Verdi, der Krankenhausgesellschaft und dem Pflegerat gemeinsam entwickelt wurde. Fertig war dieser Maßstab schon im Januar 2020. Er soll dafür sorgen, dass in den Kliniken die Pflegekräfte endlich nach dem tatsächlichen Bedarf zum Einsatz kommen und nicht nur gemessen an Untergrenzen, mit denen die Patientensicherheit gerade noch so zu gewährleisten ist.

Laut dem aktuellen Papier aus dem Gesundheitsministerium soll die sogenannte Pflegepersonalregelung (PPR 2.0) ab Januar 2023 erprobt und 2024 verpflichtend eingeführt werden. Bei Nichteinhaltung der Vorgaben sollen den Kliniken ab 2025 Sanktionen drohen. Noch ist nicht klar, wie diese aussehen werden. Krankenhäusern könnte zu Teilen sogar der Versorgungsauftrag entzogen werden. Bis 2025 wird jedoch in der deutschen Kliniklandschaft einiges geschehen. Der Wechsel zu mehr ambulanten Behandlungen sollte begonnen haben. Weitere kleinere Krankenhäuser dürften nicht mehr existieren, im besseren Fall in ambulante Behandlungszentren umgewandelt werden.

Das sind Chancen dafür, das rare und hochqualifizierte Personal an weniger Standorten zusammenzuführen. Was das für die Beschäftigten bedeutet, ist noch mit Fragezeichen zu versehen. Pflegekräfte haben zuletzt gezeigt, dass sie sich zu wehren wissen. Entlastungstarifverträge, um die in Nordrhein-Westfalen entschlossen gekämpft wird, als Alternative zur Anwendung der PPR zu verankern, scheint aber keine gute Idee. Wenn im nächsten Jahr die Erprobung der Regelung beginnt, ist das auf jeden Fall ein nötiger Schritt im Sinne des Berufsstandes – auch wenn er sehr spät erfolgt.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal