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Wenn die Aorta altert

Aneurysmen der Bauchschlagader lassen sich einfach mit Ultraschall aufspüren

Ultraschalluntersuchung der Bauchschlagader – das können auch Hausärzte erlernen.
Ultraschalluntersuchung der Bauchschlagader – das können auch Hausärzte erlernen.

Wenn sich die Bauchschlagader im Alter stärker dehnt, kann das schnell böse enden. Ist ein solches Aneurysma mehr als 5,5 Zentimeter groß und reißt, erreichen die wenigsten Patienten das Krankenhaus noch lebend. Viele sterben vorher an den inneren Blutungen. »Doch auch bei einer Operation überleben nur etwa 60 Prozent den Eingriff. So sterben jedes Jahr circa 2000 bis 4000 Patienten in Deutschland an einem Bauchaortenaneurysma«, erklärt Bernd Krabbe, Chefarzt am UKM Marienhospital in Steinfurt (Nordrhein-Westfalen) und Leiter des Arbeitskreises Vaskulärer Ultraschall der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (Degum).

Wie auch alle anderen Blutgefäße verändert sich die Hauptschlagader im Laufe des Lebens. Die normalerweise elastische Gefäßwand kann sich weiten. Das geschieht am häufigsten unterhalb der Abgänge der Nierenarterien. Wird ein solches Aneurysma größer als 5,5 Zentimeter oder verursacht Schmerzen, sollte es operiert werden, um eine Ruptur zu vermeiden. Aneurysmen kann es aber auch im Brustkorb, im Gehirn oder in den Becken- oder Kniekehlenarterien geben.

Das Risiko einer Ruptur lässt sich senken, etwa durch ausreichend frühe Beobachtung der Aorta. Die am stärksten durch Aortenaneurysmen bedrohte Gruppe ist von Medizinern schnell eingegrenzt: Männer ab 65, die rauchen und übergewichtig sind. Exakterweise kommen Bluthochdruck und eine familiäre Veranlagung hinzu. Wenn 1000 Männer untersucht werden, kann laut Krabbe davon ausgegangen werden, dass 20 von diesen ein Aneurysma haben. Dann würde es in vielen Fällen genügen, den Blutdruck einzustellen und die Betroffenen zum Rauchverzicht zu bringen. Zwei der diagnostizierten Fälle wären unmittelbar therapiebedürftig.

Zu den möglichen Therapien gehört neben Operationen das minimalinvasive Einsetzen eines Stents in das ausgedehnte Blutgefäß. So lässt sich das Aneurysma stabilisieren und das gefürchtete Reißen verhindern.

Das Ultraschall-Screening auf ein Bauchaortenaneurysma ist seit 2018 eine Kassenleistung für Männer ab 65 Jahren. Teils machen Krankenkassen ihre Versicherten darauf aufmerksam. Auch die Hausärzte sollten die Gruppe im Blick behalten, denn ein staatliches Einladungsprogramm dafür gibt es nicht. Schon eine einmalige Ultraschall-Untersuchung zur Früherkennung von Aneurysmen im Bauchraum vermindert das Sterberisiko bei Männern ab 65 Jahren. Das stellte aktuell das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen fest.

Männer sind zwar sechsmal häufiger betroffen als Frauen, aber auch letzere können ein Aneurysma entwickeln. Für Mediziner ist die noch geringere Wahrscheinlichkeit bei Frauen mit dem geringeren Anteil an Raucherinnen verbunden. Jedoch nehmen auch hier die Zahlen etwas zu. Die familiäre Vorbelastung wiegt zudem schwerer: Wenn die Mutter ein Aneurysma hat, »vererbt« sich das häufiger, als wenn es der Vater hatte.

Frauen mit Risikofaktoren können die Untersuchung individuell ärztlich veranlassen – ein systematisches Programm existiert bislang nicht. Die Degum-Experten raten jedoch, Frauen auch in ein Screening einzubeziehen, zumal bei ihnen eine Ruptur schon bei einem geringeren Durchmesser auftreten kann. Alle Risikopersonen sollten außerdem bereits ab einem Alter von 55 Jahren untersucht werden.

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