Zu wenig, zu langsam

Berlin muss beim Ausbau der Radwege mehr Tempo machen, findet Rainer Rutz

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist ja nicht so, dass sich in Berlin überhaupt nichts bewegt in Sachen Ausbau der Radwege. Erst vor Kurzem sind in Friedrichshain-Kreuzberg etwa die letzten Arbeiten auf dem einstigen Fahrradfahrer-Horrorabschnitt zwischen U-Bahnhof Schlesisches Tor und der Großkreuzung hinter der Oberbaumbrücke abgeschlossen worden. Allerdings ist hier nach 400 Metern Radkomfort dann aber auch schon wieder Schluss mit lustig. Nicht zuletzt die Tour weiter bis zum S- und U-Bahnhof Warschauer Straße wird angesichts der Massen an Radlern und Fußgängern, die sich an der Stelle den viel zu engen Weg irgendwie teilen sollen, gern zur Hölle – wohlgemerkt für beide Seiten.

Nur ein Beispiel von vielen aus der Hauptstadt, das zeigt, dass beim vollmundig versprochenen Ausbau der Radwegeinfrastruktur extrem viel Luft nach oben ist. Dabei ist Friedrichshain-Kreuzberg sogar noch vorbildlicher Spitzenreiter. Insgesamt gibt es aber nach wie vor zu wenig komfortabel breit ausgebaute Radwege. Und die, die es gibt, haben häufig viel zu viele Planungsjahre in Anspruch genommen.

Natürlich ist für das lahmende Gesamtprojekt nicht allein die Senatsmobilitätsverwaltung verantwortlich. Auch in zahlreichen Bezirken hakt es. So ist insbesondere bei Lichtenbergs CDU-Verkehrsstadtrat Martin Schaefer bislang kaum zu erkennen, dass er dem Radwegeausbau irgendeine Priorität beimessen würde. Das Problem ist und bleibt das berlintypische Wirrwarr aus Landes- und Bezirkszuständigkeiten, das sich wie in so vielen Bereichen als verlässlicher Bremsklotz erweist.

Will Berlin tatsächlich beim Radewegeausbau spürbar vorankommen, dann muss Rot-Grün-Rot endlich auch genau hier ansetzen. Und nicht nur das: Es braucht neben mehr Durchsetzungswillen auch mehr Planer in den Verwaltungen und also auch weitaus mehr Geld als die 60 Millionen Euro, die im Doppelhaushalt 2022/2023 für sämtliche Radverkehrsmaßnahmen der Stadt eingestellt sind. Man glaubt Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne), dass es ihr ernst ist mit der Verkehrswende, auch mit Blick auf den Radverkehr. Aber Berlin muss hier mehr Tempo machen. Dringend.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal