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- Ein Jahr Flutkatastrophe
Zehn Empfehlungen für besseren Hochwasserschutz
Klimaanpassung, schärfere Warnungen, Schutz für sensible Infrastruktur und mehr Bewusstsein in der Bevölkerung gefordert
Das Projekt Klimaanpassung, Hochwasser und Resilienz (KAHR) beschäftigt sich mit den Folgen des Hochwassers 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Wissenschaftler von Universitäten aus ganz Deutschland arbeiten dort zusammen, um »betroffene Regionen resilienter zu gestalten«. Bei einer Konferenz Ende Juni kamen erstmals die Forscher aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammen. Dabei diskutierten sie auch Empfehlungen, die der Aachener Wasserwirtschaftsprofessor Holger Schüttrumpf und der Stuttgarter Resilienzforscher Jörn Brinkmann verfasst haben. Herausgekommen sind zehn Empfehlungen, die von über 60 Wissenschaftlern unterstützt werden.
Mehrere Empfehlungen drehen sich darum, wie der Wiederaufbau am besten gestaltet werden kann. Die Forscher empfehlen, »einen strategischen Transformationsprozess einzuleiten und die Katastrophenresilienz zu stärken.« Konkret bedeutet das, etwa auf den Einbau von Ölheizungen zu verzichten. Das sei aus zwei Gründen sinnvoll. Ölheizungen erhöhten im Katastrophenfall die Schäden erheblich, nach der Flut im letzten Jahr war die Entsorgung von öligen Schlämmen ein besonderes Problem. Unter Klimaschutzaspekten ist der Verzicht auf solche Heizungen sowieso angebracht. Als Anreiz empfehlen die Wissenschaftler, finanzielle Wiederaufbauhilfen mit anderen Fördermitteln zu kombinieren.
Eine andere Erkenntnis: Flüssen sollte mehr Raum gegeben werden. Ein »Siedlungsrückzug« biete sich »in der Wiederaufbauphase dort an, wo ohnehin Strukturen geschädigt oder zerstört sind«. Möglicherweise kommt diese Empfehlung schon zu spät. Denn entlang von Erft und Ahr darf an vielen Stellen wieder gebaut werden, die komplett überflutet wurden. Für Gebiete, die stark von Flut bedroht sind, empfehlen die Forscher Nutzungen etwa als Parks oder Sportplätze, weil dort keine großen Schäden entstünden. Bei der Wiederbebauung plädieren sie dafür zu klassifizieren, was gebaut werden soll. Betriebe mit Gefahrenstoffen seien genauso wie Einrichtungen, in denen sich »besonders verwundbare Menschen aufhalten«, etwa Kindergärten oder Altenheime, anders zu behandeln als reine Wohngebäude oder Gewerbebetriebe.
Wichtig ist den Wissenschaftlern auch eine Sensiblisierung der Bevölkerung. Eine Befragung im Ahrtal ergab, dass über 70 Prozent der Menschen nicht wussten, dass ihr Haus in einem hochwassergefährdeten Gebiet steht. Darauf soll bei Bau- und Planungsverfahren künftig aufmerksam gemacht werden, so die Empfehlung. Mehr Hochwassermarken im Gelände und an Gebäuden sollen helfen, das Risikobewusstsein wach zu halten.
Auch mit Warnungen und Vorhersagen haben die Forscher sich beschäftigt. In der Wissenschaft gebe es »neue Methoden zur Hochwassermodellierung«, die erfolgreich eingesetzt würden. Diese könnten örtlich und zeitlich sehr genau Hochwasser berechnen. Nun gehe es darum, diese Methoden auf ihre praktische Einsetzbarkeit zu prüfen. Eine Lehre aus der Flut vor einem Jahr sei es, dass extreme Ereignisse »insbesondere dann zur Katastrophe werden«, wenn Bevölkerung, politische Entscheidungsträger und Katastrophenschutz »überrascht und unvorbereitet« getroffen werden. Deswegen müssten Frühwarnsysteme ausgebaut werden. Diese sollten auch bei Stromausfällen noch funktionieren.
Eine Empfehlung, die auf den ersten Blick wohl nur Experten etwas sagt, ist eine engere Zusammenarbeit von Katastrophenschutz und Wasserwirtschaft. Letztere verfügt über zahlreiche Daten zu Flüssen, ihren Pegeln und möglichen Problemstellen. Eine Kompetenz, auf die der Katastrophenschutz im Ernstfall zugreifen sollte.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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