Kosmische Kurzsichtigkeit

René Heilig über den möglichen Ausstieg Russlands aus der ISS

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Internationale Raumstation (ISS) Foto: Nasa/dpa
Die Internationale Raumstation (ISS) Foto: Nasa/dpa

Russlands Rückzug aus der Internationalen Raumstation (ISS) wäre ein schwerer Schlag für die bemannte Raumfahrt insgesamt. Auch die Idee, das Fortbestehen der Menschheit durch friedliche multinationale Wissenschaftskooperation zu sichern, wäre beschädigt. Doch was ist überhaupt dran an der Nachricht? Sie hat in der seit dem russischen Überfall auf die Ukraine angeheizten Stimmung vor allem eine propagandistische Funktion. Es ist nicht das erste Mal, dass Russland in diesem Jahr diese Drohung ausspricht. Der gefeuerte Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin tönte so, nun macht sich sein Nachfolger Juri Borissow damit Liebkind bei Wladimir Putin. Der russische Präsident will der westlichen Welt demonstrieren: Ohne uns seid ihr nichts!

Zwar verlief die Zusammenarbeit zwischen westlichen und russischen Raumfliegern an Bord der ISS – bis auf persönliche Animositäten – immer kollegial bis freundschaftlich. Doch die nun von allen Seiten verhängten Sanktionen verheißen für den technischen Betrieb der Station nichts Gutes. Zumal die Lebensjahre der ISS seit geraumer Zeit gezählt sind. Längst planen Nasa und Roskosmos neue, vor allem kommerzielle Stationen im niederen Orbit.

Ab 2024 will der Kreml aussteigen. Vielleicht kehrt bis dann wieder kooperative Vernunft ein. Das geht vermutlich schneller, wenn Moskau und Washington die Weltraumambitionen von Peking stärker wahrnehmen. Chinas Raumfahrer waren praktisch von der ISS-Arbeit ausgeschlossen. Die Volksrepublik hat gerade das zweite Modul seiner – zugegeben noch kleineren – CSS gestartet. Bis Ende dieses Jahres soll sie voll einsatzfähig und ständig besetzt sein. Peking ist in diesem Bereich nicht zu unterschätzen.

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