Digital rassistisch

Wegen Rassismus-Vorwürfen cancelt das Label Capitol Record einen Vertrag mit dem virtuellen Rapper FN Meka

  • Lilli Mehne
  • Lesedauer: 2 Min.
FN Meka
FN Meka

Leuchtend grüne Augen, Tattoos, gefärbte Haare, eine breite goldene Kette: FN Meka passt optisch gut in die Rap-Szene. Anders als die meisten seiner Kolleg*innen verbringt er seine Zeit aber nicht in einem Tonstudio. Das kann er nämlich gar nicht: FN Meka ist kein Mensch, sondern ein digitales Kunstprojekt. Als virtueller Rapper, der 10,3 Millionen Follower*innen auf der Social-Media-Plattform Tiktok hat, durfte er sich Mitte August über einen Plattenvertrag mit Capitol Records freuen. Hinter ihm steht ein Team, dessen Rolle recht unklar ist, zumal FN Meka als »von einer Künstlichen Intelligenz gesteuert« beworben wurde. Wenn er in seinen Videos auf Tiktok mit einem Flugzeug-Bugatti prahlt oder Videospielfiguren in der Mikrowelle erhitzt, muss das aber von Menschen in der echten Welt animiert werden.

Nachdem Rassismusvorwürfe gegen FN Meka und die Menschen hinter ihm laut wurden, entschied sich Capitol Records, die Zusammenarbeit vorzeitig zu beenden. Ein zentraler Kritikpunkt ist, dass das Team um FN Meka hauptsächlich aus nicht-Schwarzen Menschen besteht, die den virtuellen Musiker das N-Wort rappen lassen und als stereotypen Schwarzen Rapper darstellen. Die Organisation »Industry Blackout«, die für die Interessen von Schwarzen Menschen kämpft, nannte ihn eine »Karikatur« und eine »direkte Beleidigung«. Hinzu kommt, dass FN Meka auf Social Media ein Bild veröffentlichte, das viele als geschmacklose Inszenierung von Polizeigewalt empfanden, gerade weil Polizeigewalt gegen Schwarze Menschen im echten Leben so oft vorkommt.

Die Rolle, die Künstliche Intelligenz für FN Meka als »Person« und Künstler spielt, ist unklar. Kyle the Hooligan, ein Rapper aus der echten Welt mit Sitz in Houston, gab an, die Stimme hinter drei von FN Mekas fünf Songs zu sein – und dass er für seine Arbeit nie bezahlt wurde. Auch habe er Texte selbst geschrieben, wodurch das Mitwirken von Künstlicher Intelligenz, ebenso wie seine künstlerische Zukunft, fraglich ist.

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