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Ein Bolsonarist vom Dienst

Polizeichef Silvinei Vasques muss Brasiliens Justiz erst Beine machen

Die Polizeilaufbahn von Silvinei Vasques weist dunkle Flecken auf.
Die Polizeilaufbahn von Silvinei Vasques weist dunkle Flecken auf.

Er ist ein Spezi des Präsidentensohns Flávio Bolsonaro. Der Senator für Rio de Janeiro zog die Strippen, als Silvinei Vasques im April 2021 zum Generaldirektor der Bundesstraßenpolizei PRF befördert wurde. Vater Jair hat die Befugnisse der Polícia Rodoviária Federal beträchtlich ausgeweitet. Nun zeigt sich, warum. Bei Aktionen gegen den am Sonntag der vergangenen Woche gewählten Präsidenten Lula spielt Vasques, der auf Instagram zur Wahl von Jair Bolsonaro aufrief, eine Schlüsselrolle. Bei den Straßenblockaden der Bolsonaristen für einen Putsch blieben seine PRF-Beamten zunächst meist untätig oder zeigten sich als Freunde und Helfer des rechten Mobs. Das Oberste Gericht legte dem Polizeichef, der gern schießen lässt, daraufhin Daumenschrauben an. Es drohte Vasques die Absetzung und Verhaftung an, verfügte die Mitwirkung von Nationalgarde und Militärpolizei bei der Räumung der Straßensperren. Staatsanwälte untersuchen jetzt das Agieren der Vasques-Polizei auf Verbrechen gegen die demokratische Ordnung hin. Bereits am Wahltag selbst hatte ein Richter Bolsonaros Lieblingspolizei stoppen müssen. Da hatte die PRF mehr als 500 Einsätze zur Kontrolle von Fahrzeugen auf dem Weg zu den Wahllokalen durchgeführt. Die Schikane betraf die linken Hochburgen im Nordosten des Landes.

Silvinei Vasques, der 1975 im konservativen Süden Brasiliens zur Welt kam und an der Uni von Santa Catarina Abschlüsse in Recht und Wirtschaft machte, gehört dem PRF-Corps seit 1995 an. Seine Laufbahn als Polizist weist etliche dunkle Flecken auf. Acht Disziplinverfahren, in denen es sich um Korruption und Amtsmissbrauch drehte, sowie eine Strafe wegen eines Gewaltdelikts haben sich angesammelt. Die Akten sollen 100 Jahre unter Verschluss bleiben, hat Bolsonaro festgelegt. Doch der ist bald weg vom Fenster und Vasques darf sich mindestens auf eine berufliche Veränderung einstellen.

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