Plus und Minus

Peter Steiniger zum vergrößerten Bund der Brics-Staaten

Brasliens Präsident Lula da Silva sieht im Brics-Staatenbund weiter ein zukunftsweisendes Projekt.
Brasliens Präsident Lula da Silva sieht im Brics-Staatenbund weiter ein zukunftsweisendes Projekt.

Nicht nur auf dem Papier haben die Brics in der Weltarena an Gewicht gewonnen, sondern auch wirtschaftlich und politisch. Neben seinen vier Gründern und Südafrika waren auf dem Gipfel in Rio bereits sieben weitere wichtige Schwellenländer vertreten, die jüngst Aufnahme im Klub gefunden haben. Brasilien und dessen Präsident Lula sehen sich in ihrer Rolle als Stimme des Globalen Südens gestärkt. Für eine Reihe weiterer interessierter Staaten, die am Zuckerhut vertreten waren, bleibt die Tür angelehnt. Dabei sind die Brics trotz etlicher Kooperationsprojekte und ihrer Entwicklungsbank weiter in erster Linie eine unverbindliche Plattform, deren Agenda immer weiter auffächert, wie die umfangreiche und thematisch breite Abschlusserklärung des Gipfels zeigt. Von wirklich strategischer Bedeutung ist der Plan, Daten über eigene Kabel fern der Five-Eyes-Geheimdienstallianz auszutauschen.

Die Mitglieder einen als Hauptexporteure von Rohstoffen und Agrarprodukten gegenüber dem Globalen Norden in erster Linie handelspolitische Interessen. Weniger trifft das auf die außenpolitischen Strategien und das Verhältnis der einzelnen Brics-Staaten zum Westen zu. Die Verurteilung des Angriffs auf den Iran, der israelischen Besatzung und der Kriegsverbrechen an den Palästinensern sind bei Brics ein gemeinsamer Nenner. Ihr Bekenntnis zu einer Stärkung der Uno, die Warnung vor Aufrüstung, Konfrontation und einer Auflösung der internationalen Ordnung stehen dabei klar im Widerspruch zu Russlands militärischem Vorgehen in der Ukraine. Die gemeinsame Forderung nach einer Lösung des Konflikts durch Dialog und Diplomatie ist selbst ein Stück Diplomatie. Solche Brückenschläge trotz Differenzen und ideologischer Gräben sind das, was eine multipolare Weltordnung ausmacht.

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