- Kommentare
- Strategien gegen Antisemitismus
Ein moralischer Imperativ
Karlen Vesper zur Abwehr von Antisemitismus
»Du sollst nie etwas tun, was den Eindruck erweckt, dass du dich schämst, ein Jude zu sein.« Ein Ratschlag von Isaak Deutscher. Irritierend, verstörend. Warum sollte man sich schämen, Jude zu sein? Ob orthodox, liberal oder säkular, ob konservativ oder revolutionär. Den Satz artikulierte der polnische Historiker, um jüdisches Selbstbewusstsein nach der unglaublichen, ungeheuren Katastrophe der Shoa zu stärken, zu Normalität zurückzufinden. Er beschämt Mehrheitsgesellschaften, für die bis heute jüdisches Leben, jüdische Kultur, jüdischer Geist, jüdischer Geschäftssinn, jüdischer Humor, jüdischer Frohsinn, jüdische Feste im Alltag nicht normal sind. Diejenigen, die sich mokieren, meckern, pöbeln und prügeln, Grab- und Gedenksteine beschmieren, Brandsätze in Synagogen legen, gar feige morden.
Ich sage: Du sollst nie etwas tun, was dich als Mensch beschämt. Hass, gegen welche Ethnie, Kultur oder Religion auch immer, gehört geahndet mit dem Ausschluss aus dem Menschengeschlecht. Ein kategorischer moralischer Imperativ, der selbstverständlich ist, hätte der fünf Gebote der Bundesregierung einer neuen Strategie gegen Antisemitismus nicht bedurft.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.