Prof raus aus dem Hörsaal

Rechter darf an Bundespolizeiakademie aber weiter forschen

  • Dieter Hanisch
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Bundespolizeiakademie in Lübeck wird einen rechtslastigen Professor nicht mehr im Lehrbetrieb einsetzen. Sie will den 55-Jährigen aber laut einem Bericht des »Spiegel« weiter beschäftigen, wenn auch nur im Forschungsbereich. Die Einrichtung soll mit dem Schritt dem Drängen des Innenministeriums von Schleswig-Holstein nachgegeben haben.

Die Rede ist von Stephan Maninger. Über seine rechten Aktivitäten hatten Journalisten bereits im August 2021 berichtet. Zuerst hatte das Online-Magazin Buzzfeed News berichtet, dass der Akademiker, der seit mehr als 20 Jahren an der Fachhochschule des Bundes arbeitet, Gründungsmitglied der neurechten Denkfabrik »Institut für Staatspolitik« (IfS) sei. Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) hatte das IfS im selben Jahr erstmals als rechtsextremen Verdachtsfall eingestuft. BfV-Präsident Thomas Haldenwang hatte betont, Einrichtungen wie das IfS bereiteten den »Nährboden für rechtsextremistische Gewalt«.

Der in Südafrika geborene und aufgewachsene Maninger war in der Vergangenheit durch rechte Veröffentlichungen unter anderem im rechten Wochenblatt »Junge Freiheit« aufgefallen. So warnte er in einem Aufsatz vor einem drohenden »Ethnosuizid« Deutschlands. Beim Unterrichtsthema »Ehe für alle« ließ der Ausbilder für Bundespolizisten mutmaßlich homophobe Bemerkungen fallen. Entsprechende Vorwürfe wies er allerdings zurück: Es habe sich bei dem Vorgang um eine »Neidkampagne« eines Kollegen gehandelt. Angeblich abwertende Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Die Akademie gab nach einer ersten internen Überprüfung an, sie habe bei Maninger keinerlei straf- beziehunsgweise disziplinarrechtlich relevantes Fehlverhalten festgestellt. Hinweise auf problematische Äußerungen lägen zudem mehr als 20 Jahre zurück. Laut »Spiegel« wollte die Hochschule den bereits vorübergehend vom Lehrbetrieb suspendierten Professor ab 2023 wieder für Vorlesungen einplanen. Doch dann habe das Innenministerium sein Veto eingelegt.

Die Bundespolizeiakademie zählt ungefähr 600 Studierende für den gehobenen Vollzugsdienst. Schulungen für Einsätze an den EU-Außengrenzen stehen ebenso auf dem Lehrplan wie die Terrorismusbekämpfung.

Die Vorläuferorganisation der heutigen Bundespolizei war bis zum 1. Juli 2005 der Bundesgrenzschutz (BGS). Bereits Ende der 80er Jahre und in den folgenden Jahren hatten die Lübecker Hochschule und leitendes Grenzschutzpersonal Aufsehen erregt. So war der BGS-Ausbilder Thomas Schröder Spitzenfunktionär der extrem rechten Republikaner. Bei einer Hausdurchsuchung fand man bei ihm das rechtsradikale Pamphlet »Die Auschwitzlüge« von Thies Christophersen. Nachdem Schröder im Streit die Republikaner verlassen hatte, scharte er als maßgeblicher Kopf des überregionalen »Arbeitskreises für deutsche Politik« neonazistische Gleichgesinnte um sich.

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