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So geht es nicht weiter

Es braucht ein Umdenken in der Stadtentwicklungspolitik – Kommentar

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 2 Min.

In das neue Jahr startet man bekanntlich mit guten Vorsätzen. Für 2023 sollten sich alle aber bewusst machen, dass Vorsätze allein nicht mehr reichen. Wenn Berlin klimaneutral werden will, darf nicht nur darauf geschaut werden, dass das motorisierte Blech in zügigeren Schritten von den Straßen verdrängt wird. Auch beim Bauen muss dringend umgedacht werden. Nur noch, was unbedingt gebraucht wird, darf neu gebaut werden. Und Bürogebäude gehören, anders als Sozialwohnungen, nicht dazu. Hochhausbusinessmonster wie die am Gleisdreieckpark geplanten erst recht nicht. 

Dass Bausenator Andreas Geisel (SPD) – wie übrigens schon beim Amazon-Tower an der Warschauer Straße – der »Urbanen Mitte« am Gleisdreieck ein ökologisches Gütesiegel verpassen will, weil mit dem Bau in die Höhe weniger Flächen in der Breite versiegelt werden müssten, ist mehr als dreist. Die Errichtung der bis zu 90 Meter hohen Türme würde nicht nur Unmengen an Tonnen CO2 freisetzen. Hinzu kommt: Wenn hier mit Stahlbeton Tiefgaragen als Grundstock für die Bauwerke gebaut werden, ist das eine vermeidbare Neuversiegelung. Auch der Betrieb der Türme nach einer Fertigstellung würde mit unnötigem Energieverbrauch einhergehen, weil der Unterhalt von Hochhäusern nun mal energieintensiver ist als der von Gebäuden mit Berliner Traufhöhe. Am ökologischsten wäre es also, wenn die Türme nie Realität werden.

Natürlich hat Geisel recht, dass Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe drohen, wenn die Baumasse verringert wird. Niemand kann bisher aber belastbar sagen, wie hoch der Anspruch am Ende ausfallen würde. So mancher Betrag ist es wert, gezahlt zu werden, wenn dadurch eben keine Hochhäuser entstehen. Da braucht Geisel auch nicht auf eine einzuhaltende Vertragsstreue des Landes verweisen. Was den Klimawandel betrifft, haben sich die Zeiten seit 2005 radikal verändert. Handeln ist notwendig. Das muss auch für einen Bausenator im kommenden Jahr nicht nur guter Vorsatz, sondern Praxis sein.

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