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Retter in der Not
Peter Steiniger zu Lulas Comeback als brasilianischer Präsident
Und der Frühling ist gekommen! Diejenigen, die all unsere Blumen ausreißen, konnten es doch nicht verhindern – in seiner emotionalen Siegesrede nach der Amtseinführung vor einer jubelnden Masse in Brasília nutzte Brasiliens neuer Präsident Lula da Silva einmal mehr dieses Bild der Hoffnung. Sein dritter Einzug in den Palast der Hochebene in Brasília ist der wohl größte Triumph des Mitgründers der brasilianischen Arbeiterpartei.
Lula ist in der Politik, was Pelé für den Fußball seines Landes war. Und er ist ein Volkstribun mit Rückgrat und Gottvertrauen: Statt ins Exil ging er ins Gefängnis, nachdem vor vier Jahren ein Justizkomplott seine Kandidatur vereitelt hatte. Lula war der entscheidende Trumpf bei der wichtigsten Wahl seit Brasiliens Rückkehr zur Demokratie. Doch der Sieg über den Faschismus unserer Tage war knapp, und der Frühling ist längst nicht so prächtig wie vor zwei Jahrzehnten, als Lateinamerika einen linken Aufschwung erlebte. In Brasilien selbst haben sich die Kräfteverhältnisse weiter zugunsten des konservativen Spektrums verschoben.
Nach Temer und Bolsonaro ist Brasilien sozial »Zurück auf Los!«. Die Rückkehr des Hungers prangert Lula als das größte Verbrechen gegen das Volk an. Dem ganzen Land will er die von den Bolsonaristen gekaperten Nationalfarben zurückgeben und verspricht, erneut dafür zu sorgen, dass alle genug zu essen haben. Der frühere Metallarbeiter stellt die Klassenfrage: Die Ungerechtigkeit sei Folge der extremen Ungleichheit im Land. All deren Formen, gelobt Lula, will er gemeinsam mit seinem Vize Geraldo Alckmin – ein bürgerlicher Companheiro – bekämpfen. Die Macht der Privilegierten bedroht das nicht, doch die Rückkehr zu einer Politik der Inklusion ist eine gute Botschaft. Für viele Blumen und einen langen Frühling braucht es auch den Druck der sozialen Bewegungen.
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