Weiter puzzeln

Die heilende Kraft von Puzzel-Spielen

Puzzeln ist mehr als eine Beschäftigung.
Puzzeln ist mehr als eine Beschäftigung.

Besonders auffällig beim Weihnachtseinkauf: Es wird immer noch gepuzzelt. Die Spielwarengeschäfte sind voll davon. Landschaften, Tiere, Städte oder »Die Kirschblüte in Japan« von Ravensburger in 1000 bis 10 000 Teilen. Musste man als Kind schon puzzeln, um daran Spaß zu haben? War so ein Puzzle nicht das am meisten enttäuschende Geburtstagsgeschenk? In der Pandemie aber puzzelten auch die Erwachsenen wie verrückt, glaubt man ihren Einträgen in den Internetmedien. Aber ist es kontemplativ, stundenlang nach dem richtigen Teil zu suchen? Regt es Menschen an und auf, in ewiger Kleinarbeit ein Bild zusammenzustellen, von dem man sowieso schon weiß, wie es aussieht – nämlich so wie das auf der Puzzlepackung?

Die wahren Anstrengungen werden anderswo erwartet: Folgt man den bürgerlichen Philosophien hat man sich sein ganzes Leben zusammen zu puzzeln aus Bildungsabschlüssen, Sportabzeichen, Kontoverbindungen und Liebesbeweisen. Und wenn man damit fertig ist, klappt man zusammen: »Birth, School, Work, Death«, wie es die Londoner Rockband Godfathers in den späten 80er Jahren zu formulieren beliebte. Der Berliner Folksänger Max Prosa hat dagegen in einem Gedicht den Fall durchgespielt, dass man als Mensch auf diesem Planeten nur ein »einzelnes Puzzlestück« sei und »wenn du auf andere Menschen triffst, puzzeln sie sich in ihren Köpfen ein Bild von dir zusammen«. Aber Max Prosa macht uns Puzzle-Skeptikern auch Hoffnung: »aber es gibt sie, die zu dir passen, ohne dass sie dich brauchen, dich dann halten, ohne dich zu verbiegen, mit solchen umgib dich – und staune.«

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