Das Bildungssystem hat versagt

Stefan Otto über Ursachen der Silvester-Ausschreitungen

Die Aussage der Berliner Innensenatorin Iris Spranger (SPD) wirkt ratlos. Sportvereine will sie bei der Vermittlung von Werten einbeziehen. Das ist beileibe keine neue Erkenntnis. Schon der Schriftsteller Albert Camus meinte, dass er alles, was er im Leben über Moral oder Verpflichtungen gelernt hat, dem Fußball zu verdanken habe. In anderen Sportarten machen Menschen ähnliche Erfahrungen.

Werte werden allerdings maßgeblich über die Schule vermittelt, die während der Corona-Pandemie teilweise im Chaos versunken ist. Lücken wurden gerissen, nicht nur in der Wissensvermittlung, sondern auch bei der sozialen Entwicklung. Zusätzliche Angebote haben oft nicht jene erreicht, die sie dringend bräuchten: etwa Kinder, die keine akademisch gebildeten Eltern haben oder die nicht mit Deutsch zu Hause aufwachsen.

Die Politik hat es auffallend oft versäumt, notwendige Schritte einzuleiten. Viele Grundschüler haben daher nur unzureichend Lesen, Schreiben und Rechnen gelernt. Und es gibt einen beträchtlichen Teil von Jugendlichen, die sich ausgegrenzt fühlen. Insofern verwundern die sozialen Verwerfungen in der Silvesternacht nur wenig.

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