Anti-Kosmopolitismus mit Biss

Larissa Kunert über die Affäre Borrmann-Koppetsch

Es ist ein wahres Schmierenstück: Weil der AfD-Politiker Kai Borrmann vorletzten Sommer zwei Frauen rassistisch beleidigt und einer von ihnen heftig in den Arm gebissen hatte – was nun vor einem Berliner Gericht verhandelt wurde –, kam heraus, dass ebenjener Borrmann der langjährige Lebensgefährte der einstmals gefeierten Soziologin Cornelia Koppetsch ist. Mehr noch: Koppetschs Buch »Die Gesellschaft des Zorns« (2019), in dem sie den Aufstieg der AfD erklärt, ist unter Mitarbeit dieses Mannes entstanden, der die Gründung völkischer Organisationen wie Pax Europa vorantrieb. Was heißt das nun für das Buch und seine Thesen? Zunächst: So brisant diese private Verbindung sein mag, sie kann nicht als Beweis für rechte Sympathien Koppetschs dienen. Doch hoffentlich gibt sie Anlass, das Werk der Soziologin auch abseits ihrer plagiatorischen Praxis noch einmal kritisch zu diskutieren. Probleme gibt es damit nämlich schon genug: Wenn Koppetsch etwa den Begriff der »liberalen Kosmopoliten« – eine jahrhundertealte antisemitische Chiffre – affirmativ verwendet und den so Bezeichneten einen großen Teil der Schuld am Rechtspopulismus zuschiebt, dann ist es mit Aufklärung nicht weit her.

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